Investitionszurückhaltung bei Anlegern Fondsabsatz schwächelt
Da das Jahresende allmählich in den Blick kommt, ist es bereits heute möglich, eine (vorläufige) Bilanz des Fondsgeschäfts 2016 zu ziehen. Grundlegende Trendwenden bis zum Jahresende sind zwar nicht ausgeschlossen, aber nicht unbedingt wahrscheinlich. Vor diesem Hintergrund hat das Analysehaus Morningstar sich näher mit den Entwicklungen in den letzten neun Monaten befasst.
Untersucht wurde nicht die Performance, sondern der (Netto-)Absatz der in Europa angebotenen Fonds. Daraus lassen sich Aussagen ableiten, wie gefragt die einzelnen Fondstypen waren und wie sich das Fondsgeschäft insgesamt entwickelt hat. Kennzeichnend für das Investment-Verhalten 2016 ist vor allem die größere Unsicherheit. Bereits zum Jahresauftakt kam es - bedingt durch den starken Konjunktur-Einbruch in China - zu erheblichen Irritationen an den Finanzmärkten, die im Februar sogar in einen kurzzeitigen Börsen-Crash mündeten.
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Ein weiteres markantes Ereignis mit Folgen für die Kurse war die Brexit-Entscheidung im Juni. Zwar haben sich sowohl im Hinblick auf die Wirtschaft in Fernost als auch den Brexit die Wogen inzwischen etwas geglättet, die Unsicherheit ist aber nicht geringer geworden. Die Weltwirtschaft schwächelt nach wie vor und die zahlreichen Krisenherde rund um Europa sind nicht gerade eine Grundlage für Zuversicht. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, wenn das Fondsgeschäft 2016 durch eine spürbare Zurückhaltung gekennzeichnet ist.
Schwächeres Wachstum, differenzierte Entwicklung der Fondstypen
Im Schnitt erzielten die Fonds zwar überwiegend netto noch Mittelzuflüsse, doch im Vergleich zu den Vorjahren hat sich das Wachstum deutlich abgeschwächt. Dass trotz negativer Signale per saldo immer noch ein Plus zu verzeichnen ist, dürfte der fortgesetzt lockeren Geldpolitik der EZB zu verdanken sein, die weiterhin für viel Liquidität und wenig rentierliche Anlage-Alternativen sorgt. Bezogen auf die einzelnen Fondskategorien ergibt sich folgendes Bild:
- Aktienfonds sind die diesjährigen Verlierer im Fondsgeschäft. Anleger haben bis dato insgesamt 73,5 Mrd. Euro aus ihnen abgezogen, das Fondsvolumen schrumpfte um 2,6 Prozent. Betroffen sind vor allem aktive Aktienfonds. Aktienbezogene Indexfonds bzw. ETFs konnten dagegen weiter wachsen. Ihnen flossen 9 Milliarden Euro netto zu. Das bedeutet ein Plus von 2,8 Prozent.
- Bei Mischfonds gab es ein bescheidenes Wachstum von 1,4 Prozent. Dabei entfielen allerdings zwei Drittel der Zuflüsse auf einen einzigen Fonds, den Nordea Stable Return.
- Alternative Fonds weisen mit 7,1 Prozent zwar ein deutliches Wachstum auf, das aber gegenüber den Vorjahren trotzdem schwächer ausfiel. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich ein recht differenziertes Bild.
- Rentenfonds sind dagegen solide gewachsen. Hier waren wegen der besseren Renditen vor allem Emerging Markets-Fonds, Hochzinsfonds und flexible Rentenfonds gefragt.