Exchange Traded Funds - kurz ETF - haben in den vergangenen Jahren einen gewaltigen Boom erlebt

ETFs verändern den Markt Fondsindustrie sucht neue Wege

Exchange Traded Funds - kurz ETF - haben in den vergangenen Jahren einen gewaltigen Boom erlebt. Immer mehr Anleger setzen auf die Fonds, die sich darauf beschränken, einen Index nachzubilden. Nicht unbedingt zur Freude der Banken und der mit ihnen verbundenen Fondsgesellschaften.

Wenn Sie über Ihre Hausbank einen ETF erwerben wollen, müssen Sie häufiger schon mal aktiv nachfragen, denn von selbst werden die Indexfonds nur ungerne angeboten. Das liegt weniger an der Performance, sondern an den geringen Verdienstmöglichkeiten, die die börsengehandelten Fonds bieten. Denn so etwas wie Ausgabeaufschläge, die sonst den Vertrieb maßgeblich finanzieren, gibt es hier nicht und die übliche Verwaltungsgebühr macht in der Regel nur einen Bruchteil des Betrages bei aktiven Fonds aus. 

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Strukturwandel in vollem Gange 

Dabei konnten aktiv gemanagte Fonds in den letzten Jahren keineswegs überzeugen. Allzu oft klebte das Fondsmanagement selbst am Index und anstatt den Markt - wie versprochen - zu schlagen, erzielten die Fondsprodukte häufig nur unterdurchschnittliche Ergebnisse - und das bei deutlich höheren Kosten. Immer mehr Anleger wenden sich daher von solchen "klassischen" Fonds ab und suchen ETF oder lassen das Geld doch lieber verzinslich bei der Bank liegen. 

Für die Fondsindustrie bedeutet der Aufstieg der ETF einen nachhaltigen Strukturwandel, der schon länger im Gange ist. Da ETF sich vielfach nur schwer über den traditionellen Vertriebsweg Banken vermarkten ließen, haben sich inzwischen bedeutende banken-unabhängige Fondsanbieter etabliert, die weniger Berührungsängste haben. Namen wie Assenagon, Flossbach oder von Storch sind inzwischen auch Durchschnitts-Anlegern bekannt. Die "Neuen" wachsen deutlich schneller und stärker als herkömmliche Fondsgesellschaften. Diese verlieren Marktanteile. 

Für die Fondsindustrie bedeutet der Aufstieg der ETF einen nachhaltigen Strukturwandel."

Trend zur Loslösung des Fondsgeschäfts 

Mag vielleicht die Zurückhaltung des breiten Publikums noch verschmerzbar sein, empfindlicher trifft die traditionellen Fondsanbieter das Misstrauen der institutionellen Investoren. Auch die gehen nach Negativerfahrungen und enttäuschten Renditeerwartungen in den letzten Jahren zunehmend auf Distanz.

Sie vermuten Querverbindungen zwischen Banken und Fondsgesellschaften zu Lasten der Kunden. Um nicht noch mehr Boden preiszugeben, beschreiten jetzt manche Geldhäuser den Weg der Loslösung ihrer Fondsgesellschaft. 

Die Commerzbank hat ihren Fondsanbieter Cominvest bereits 2009 an die Allianz verkauft und denkt jetzt auch an den Verkauf ihres Aktiengeschäfts mit ETF und Zertifikaten. Die Deutsche Bank prüft für ihre Fondsgesellschaft den Börsengang. Vorbild könnte dabei der Börsengang von Amundi im vorletzten Jahr gewesen sein. Amundi gehörte ursprünglich den französischen Großbanken Crédit Agricole und Société Générale. Die Liste ließe sich fortsetzen. Nur bei den Verbundtöchtern Deka (Sparkassen) und Union Investment (VR-Banken) ist die Loslösung einstweilen kein Thema. Dennoch: Die Fondsindustrie befindet sich im Umbruch.

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