War es das mit den rosigen Aussichten? Geht der Wirtschaft die Kraft aus?
In modernen Industrienationen wie Deutschland stagniert seit Jahren die wirtschaftliche Entwicklung. War es das mit den rosigen Aussichten, geht der Wirtschaft bald endgültig die Kraft aus? Oder erfassen die Statistiken nicht alle Aspekte unseres Wohlstands?
Als Beispiel für negative Umsatzstatistik kann die Musikindustrie dienen, der hier erfolgte 40-prozentige Einbruch bei den Erlösen lässt sich theoretisch als Wohlstandsverlust darstellen. Die Verbraucher haben jedoch keinerlei Einbußen zu verzeichnen, denn sie laden sich favorisierte Musik kostenlos aus dem Internet oder bezahlen geringe Gebühren für Streamingdienste. Eine Statistik, die den Wohlstand aller erfassen will, müsste aus Gründen der Objektivität kostenlose Genüsse gleichermaßen bewerten, sagen die Experten.
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Sind die üppigen Jahre vorbei?
Vor allem in Deutschland waren die enormen Wachstumsraten der Nachkriegszeit einer sehr hohen Nachfrage an Gütern des täglichen Bedarfs geschuldet. Technische Innovationen sorgten dafür, dass die gute Konjunktur jahrzehntelang anhielt. Mittlerweile sind alle Haushalte mit dem Notwendigen ausgestattet und das Bruttoinlandsprodukt stagniert zunehmend. Von Anbeginn wurde Wirtschaftswachstum als Maß für den Wohlstand aller Bundesbürger interpretiert. Müssen wir uns jetzt alle von Reichtum, rosigen Aussichten und attraktiver Altersvorsorge verabschieden, weil der Wirtschaft die Kraft ausgeht? Wissenschaftler sehen dazu keinen Grund, denn Wohlstand kann es aus ihrer Sicht auch ohne starkes Wachstum geben.
Geht von stagnierendem Wirtschaftswachstum Gefahr aus?
In Deutschland wächst die Bevölkerung nicht mehr, das zunehmende Angebot an Konsumgütern trifft auf immer weniger Abnehmer. Massenhafte Zuwanderung kann das Problem nicht lösen, sondern es allenfalls unter hohen Kosten in die Zukunft verschieben. Renommierte Volkswirte sehen das Bruttoinlandsprodukt nicht als Maßstab aller Dinge; es sei viel wichtiger, wie viel der Einzelne vom Kuchen erhält.
Auf Jahrzehnte hinaus prognostiziertes niedriges Wirtschaftswachstum setzt jedoch Veränderungen im bestehenden Rentensystem voraus. Zudem wird ein beträchtlicher Anteil des Staatshaushaltes für Schuldzinsen und nicht für notwendige Verbesserungen bei Infrastruktur und Bildung verwendet. Außerdem wird die fortschreitende Automatisierung das Wachstum auf die Klasse der Unternehmer verlagern. Wohlstand für alle muss also anders als bisher definiert werden.
Die Bedeutung des Internets
Das www hat Wirtschaft, Konsumverhalten und Preisgefüge nachhaltig verändert. Als Nutzer profitieren Sie von einem umfassenderen Angebot als jemals zuvor und können in Vergleichsportalen den billigsten Anbieter wählen. Mittelständige Unternehmen mit traditionellen Geschäftsmodellen wurden seitdem von global agierenden Konzernen ersetzt, der anhaltende Prozess führt zu erbitterter Konkurrenz und zu dramatisch sinkenden Preisen. Sie sparen beispielsweise heute viel Geld für vormals teures Wissen, weil Wikipedia Ihnen alle gewünschten Informationen unentgeltlich zur Verfügung stellt.
Erfassen die Statistiken wirklich alle Aspekte unseres Wohlstands?"
Die kompletten kostenfreien Serviceangebote von Google & Co. haben einen wirtschaftlichen Wert von 300 Milliarden Dollar pro Jahr, der in allen Statistiken zu Wachstum und Wohlstand fehlt, obwohl er, den Experten folgend, einbezogen werden müsste. Das kann jedoch kaum über die wirklichen Herausforderungen des stagnierenden Wachstums hinwegtäuschen.
Fazit
Der Wirtschaft geht nicht die Kraft aus, sie stößt lediglich beim Wachstum an natürliche Grenzen. Mehr denn je kommt es jetzt auf die gerechte Verteilung des verbleibenden Wohlstands an. Was nützen beispielsweise die dank verbesserter Gesundheitssysteme gestiegenen Lebenserwartungen, wenn zu niedrige Löhne weder zeitgemäße Familienplanung noch vernünftigen Lebensstandard im Ruhestand ermöglichen? Zudem ist Wohlstand auch nicht mit einem erfüllten oder zufriedenen Leben gleichzusetzen. Hier ist jeder gefragt Lebensinhalt und Lebenssinn für sich persönlich zu definieren.