Seit der Finanzkrise hat sich nichts geändert Gewinnmaximierung und Kostenreduzierungen
Am 15. September 2008 musste die Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz anmelden. Dieses Datum, dessen zweifelhaftes zehnjähriges Jubiläum man gerade begehen konnte, wird vielfach als Startpunkt der Finanzkrise angesehen. Ganz richtig ist das nicht, denn die Krise begann schon früher. Dennoch bietet der Lehman-Jahrestag Anlass für Betrachtungen zu deren tieferen Ursachen.
Rein ökonomisch betrachtet lässt sich eine klare Linie vom Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende und den Auswirkungen des "11. September" über die US-Wirtschafts- und Geldpolitik in den Folgejahren bis zur Subprime-Krise ziehen, die schließlich in die Finanzkrise mündete. Doch letztlich sind diese äußeren Entwicklungen Ausdruck bestimmter Denkweisen oder Philosophien, die vielfach hinter dem wirtschaftlichem Handeln der Protagonisten standen und nach wie vor stehen.
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Freiheit im Kapitalismus und Shareholder Value
Ein Name repräsentiert dabei wie kein anderer den "Geist", der lange das Denken vieler Wirtschaftslenker und -politiker bestimmte: der von Milton Friedman. Der amerikanische Ökonom und Wirtschafts-Nobelpreisträger hatte bereits 1962 mit seinem Werk "Kapitalismus und Freiheit" eine Renaissance des Wirtschafts-Liberalismus eingeleitet - häufig abwertend auch als Neo-Liberalismus bezeichnet. Für Friedman ist die (ökonomische) Freiheit des Einzelnen das höchste Gut und das privat ausgegebene Geld stiftet den höchsten Nutzen. Dementsprechend sprach sich Friedman konsequent gegen "zu viel Staat" aus, für möglichst viel Vermögen in privater Hand und war Verfechter der Deregulierung.
Diese "Philosophie" mag im Hintergrund des Shareholder-Value-Ansatzes gestanden haben, den der Ökonom Alfred Rappaport erstmals 1986 in einem Buch vorstellte. Danach ist es zentrale Aufgabe jeder Unternehmensleitung, den Unternehmenswert (Value) im Sinne der Anteilseigner (Shareholder) zu maximieren: durch maximale Gewinne und Eigenkapitalrenditen.
Das Shareholder-Value-Denken hat dazu geführt, dass häufig eine kurzfristige Gewinnmaximierung angestrebt wird."
Das Shareholder-Value-Denken trat einen wahren Siegeszug in börsennotierten Unternehmen an. Es ist bis heute das Leitbild vieler Unternehmensleitungen. Dabei wird der Börsenwert oft (fälschlicherweise) mit dem - zu maximierenden - Unternehmenswert gleichgesetzt.
Wenn nur der kurzfristige Gewinn zählt
Das Shareholder-Value-Denken hat dazu geführt, dass häufig eine kurzfristige Gewinnmaximierung angestrebt wird, weil sich das in den Börsenkursen unmittelbar niederschlägt. Daher wird schnell wirkenden Maßnahmen wie wiederholten Kostensenkungsprogrammen gerne der Vorzug vor nachhaltigen gegeben.
Solange dies der Dreh- und Angelpunkt des Denkens bei Unternehmens-Akteuren und Shareholdern bleibt, ist die Gefahr einer neuen Finanzkrise nicht gebannt - mögen die äußeren Anlässe auch andere sein.
Ich glaube, dass die Zusammenarbeit mit motivierten Menschen auf beiden Seiten zusätzliche Energie freisetzt