Der 23. Juni wirft seine Schatten voraus Großbritannien will EU den Laufpass geben
Glaubt man den aktuellen Meinungsumfragen, wollen die Hälfte der Einwohner des Vereinigten Königreichs der EU den Rücken kehren.
Am 23. Juni werden Interessierte ihren Blick kurzzeitig weg von der Faszination Fußball-Europameisterschaft und hin zur Volksabstimmung in Großbritannien lenken. Denn dann entscheidet das englische Volk, ob das Land in der EU verbleiben wird oder doch lieber austreten möchte. Zeitweise sah es tatsächlich so aus, als ob die EU-Gegner die Mehrheit auf ihrer Seite hätten. Mittlerweile scheint die Meinung jedoch umgeschlagen zu haben: Die Mehrzahl der internationalen Ökonomen und Finanzanalysten geht davon aus, dass sich die EU-Befürworter durchsetzen werden.
Autorenbox (bitte nicht verändern)
So liegen die Quoten bei den englischen Buchmachern bei 75 % für einen EU-Verbleib Großbritanniens. Doch sicher ist selbstverständlich nur der Tod. Ein Land, welches Größen wie John Lennon oder Stephen Hawking hervorgebracht hat, sollte doch klug genug sein, einen waghalsigen EU-Austritt mehrheitlich abzulehnen.
Die halbe Welt beschäftigt sich seit Monaten mit möglichen Auswirkungen
Unternehmen, Banken, EZB, alle haben sich schon entsprechend positioniert. Wie sähen im Falle eines Falles die Konsequenzen aus? Ja, der britischen Wirtschaft würde ein Brexit wehtun. Das Leistungsbilanzdefizit würde sich ausweiten, wenn die Möglichkeit wegfällt, zollfrei in die EU zu exportieren. Das britische Pfund würde weiter abwerten, gleichzeitig die Inflation zunehmen. Einschränkungen beim Handel mit der EU würden die Briten aber erst nach zwei Jahren spüren. Bis dahin gilt nämlich eine Übergangsfrist für die Zollfreiheit. Wenn man uns fragen würde, so wäre ein Brexit für die EU zwar bedauerlich, aber verkraftbar.
Ein Brexit ist für die EU zwar bedauerlich, aber verkraftbar."
Also, sehr geehrte Anleger, bitte bleiben Sie ruhig
Im Vorfeld der Abstimmung dürfte es nachrichtenbedingt zu vermehrten Schwankungen an den europäischen Börsen kommen. Aber dieses schon seit vielen Monaten bekannte Ereignis wird nicht zu plötzlichen Verwerfungen an den Kapitalmärkten führen. Die gesamte Finanzindustrie ist bereits seit Monaten für dieses Referendum positioniert: Seit der Finanzkrise 2008 war die Investitionsquote in den britischen Aktienmarkt noch nie so gering wie in den letzten Monaten. Sollte der Brexit also wirklich kommen, würden die britischen Aktien durch die Pfund-Abwertung zwar zunächst einbrechen, sich später aber wieder sukzessive erholen.