Serie Finanzwissen: Finanzwissen Zertifikate Grundtypen von Zertifikaten
Zertifikate lassen sich nicht nur danach differenzieren, welche Basiswerte ihnen zugrundeliegen. Ein anderes Unterscheidungskriterium ist die Art und Weise, in der das Zertifikat auf Kurs- bzw. Preisveränderungen des Basiswertes reagieren soll.
Das hängt ganz wesentlich davon ab, nach welchen Regeln die Wertentwicklung des Zertifikates an die Wertentwicklung des Basiswertes gekoppelt wird. Es gibt hier eine unbegrenzte Zahl an Gestaltungsmöglichkeiten. In der Praxis lassen sich aber einige Grundtypen unterscheiden. Die wichtigsten werden nachfolgend vorgestellt. Die Aufzählung ist dabei keineswegs abschließend.
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1. Plain-Vanilla-Zertifikate
Plain-Vanilla-Finanzprodukte zeichnen sich im Allgemeinen dadurch aus, dass sie relativ einfach konstruiert sind. Bei Zertifikaten wird die Bezeichnung vor allem für solche Lösungen verwandt, die die Wertentwicklung des Basiswertes proportional - das heißt 1 : 1 - nachvollziehen. Manchmal wird auch von linearen Zertifikaten gesprochen. Der Erwerb eines solchen Zertifikats kann eine Alternative zum direkten physischen Erwerb des jeweiligen Basiswertes sein und kommt insbesondere dann in Frage, wenn der Basiswert kein Wertpapier ist - zum Beispiel ein Rohstoff oder Edelmetall. Solche Zertifikate mit Rohstoff-Bezug nennt man auch Exchange Traded Commodities (ETC - nicht zu verwechseln mit ETF).
2. Discount-Zertifikate
Bei Discount-Zertifikaten investiert der Käufer ebenfalls in ein Papier, das dem Basiswert folgt. Er verzichtet dabei aber auf weitere Wertsteigerungen, wenn der Kurs des Basiswertes ein bestimmtes Niveau überschreitet. Diese Kursgrenze nennt man Cap. Für diesen Verzicht erhält der Käufer beim Erwerb einen Abschlag (= Discount). Der Kauf des Zertifikates ist also "billiger" als der Erwerb des jeweiligen Basiswertes. Ein Discount-Zertifikat hat üblicherweise eine feste Laufzeit. Zum Fälligkeitszeitpunkt erhält der Inhaber
- den Kurswert des Basiswerts, sofern er unter dem Cap liegt;
- den Cap-Kurs, wenn der Basiswert auf der Kursgrenze oder darüber notiert.
Eine besondere Variante liegt bei Rolling Discount-Zertifikaten vor. Sie haben keine begrenzte Laufzeit. Die Realisierung erfolgt über regelmäßige Neuberechnung von Discounts und Umschichtung von Zertifikaten.
3. Bonus-Zertifikate
Der Inhaber von Bonus-Zertifikaten erhält eine Bonuszahlung, wenn der Kurs des Basiswerts sich während der festgelegten Laufzeit nur innerhalb einer bestimmten Bandbreite bewegt. Die obere Kursgrenze wird dabei Bonusschwelle, die untere Grenze Sicherheits- oder Risikoschwelle genannt. Schlägt der Kurs nach oben oder unten über diese Grenzen aus, verfällt der Bonusanspruch. Der Inhaber erhält dann am Laufzeitende nur den Kurs des Basiswerts. Bei Bonus-Zertifikaten können Anleger auch bei leicht sinkenden oder seitwärts laufenden Kursen des Basiswertes profitieren, ohne Gewinnchancen durch Kurssteigerungen aufgeben zu müssen.
4. Express-Zertifikate
Mit Express-Zertifikaten lassen sich auch bei Seitwärtsbewegungen von Basiswert-Kursen gute Renditen erzielen. Die Laufzeit beträgt hier mehrere Jahre. Zu bestimmten Stichtagen wird die Wertentwicklung des Basiswertes überprüft. Liegt der Kurs über einer bestimmten Schwelle, erfolgt die vorzeitige Tilgung zu einem definierten Wert. Ist das nicht der Fall, wird bis zur Überprüfung am nächsten Stichtag gewartet. Wird die volle Laufzeit erreicht, erfolgt die Rückzahlung auch bei Kursverlusten des Basiswertes zu 100 Prozent, sofern der Kurs mindestens eine bestimmte Sicherheits-Barriere überschreitet.
Entscheidend ist, nach welchen Regeln die Wertentwicklung des Zertifikates an die Wertentwicklung des Basiswertes gekoppelt wird."
5. Garantie-Zertifikate
Bei Garantie-Zertifikaten erhält der Anleger eine Kapitalgarantie. Am Ende - der auch hier begrenzten - Laufzeit wird auf jeden Fall ein bestimmter Mindestbetrag ausgezahlt, auch wenn der Kurs des Basiswertes darunter liegt. Die Kapitalgarantie gilt nur bei Fälligkeit, nicht bei vorzeitigem Verkauf.
Für das Plus an Sicherheit müssen Inhaber als Preis einen Renditeverzicht in Kauf nehmen. Dafür gibt es unterschiedliche denkbare Modelle - zum Beispiel die Teilnahme an Wertsteigerungen nur bis einem bestimmten Kursniveau (Cap) oder eine nur prozentuale statt vollständige Beteiligung an Kursgewinnen.
6. Hebel-Zertifikate
Der wesentliche Unterschied von Hebel-Zertifikaten im Vergleich zu Plain-Vanilla-Zertifikaten ist, dass hier Kursveränderungen des Basiswertes nicht proportional, sondern mit einem Vielfachen davon nachvollzogen werden. Dadurch sind solche Papiere hoch spekulativ. Viele Hebel-Zertifikate sind mit einer Knock-out-Schwelle ausgestattet. Wird diese "kritische" Schwelle - je nach Konstruktion - über- oder unterschritten, wird das Zertifikat sofort fällig, was ggf. zum Totalverlust führen kann.
Die vom Autor als Basis für diesen Artikel verwendeten Informationen sind vom Rechteinhaber des Grundlagenwissen: Investmentfonds und die Risiken, der fundsware GmbH, zur Verfügung gestellt worden.