Serie Finanzwissen: Lernen aus der Geschichte Hintergründe der Dotcom-Blase
Vor der Finanzkrise war das Platzen der Dotcom-Blase der letzte größere Crash mit weltweiten Auswirkungen. Er begann fast pünktlich mit dem neuen Jahrtausend im März 2000 und führte - was vielfach nicht mehr bewusst ist - zu noch tieferen Einbrüchen als die Finanzkrise.
Der tiefe Fall lässt sich u.a. am DAX verfolgen. Der erreichte am 7. März 2000 mit 8.064,97 Punkten einen bis dahin nicht erreichten Höchststand. Genau drei Jahre später stand er bei 2.431,66 Punkten - ein Verlust von fast 70 Prozent. Wie konnte es dazu kommen?
Autorenbox (bitte nicht verändern)
Ungebremster Optimismus ohne Fundament
Tatsächlich hatten die Börsenkurse in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre enormen Auftrieb erhalten. Es war eine Zeit von ungebremstem Optimismus. Das Handy wurde erstmals massentauglich, das Internet trat seinen Siegeszug an. Am Horizont zeichnete sich bereits die digitale Revolution ab. Zahlreiche neue Unternehmen entstanden, die vom Technologie-Boom zu profitieren hofften. Amazon und Google erblickten in diesen Jahren das Licht der Welt. An der Deutschen Börse wurde der Neue Markt als Pendant zur amerikanischen NASDAQ etabliert. Es war auch die Zeit, als die T-Aktie Scharen von Kleinanlegern an die Börse lockte. Die Deutschen wurden erstmals ein Volk von Aktionären.
Heute weiß man, dass die damaligen Hoffnungen in den technologischen Wandel nicht falsch waren. Vielfach sind sie inzwischen sogar übertroffen. Allerdings zeigte sich um die Jahrtausendwende, dass viele Geschäftsmodelle der "New Economy" nicht das hielten, was sie versprachen. Die Konzepte waren oft zu "kurzatmig", die Gewinn- und Umsatzerwartungen übertrieben und das Fundament unsolide. Dies führte dazu, dass die ursprüngliche Euphorie irgendwann ins Gegenteil umschlug. Im März 2000 war es so weit. Für den Neuen Markt bedeutete der Crash den Todesstoß.
Die Dotcom-Blase ist vor allem eine Geschichte unrealistischer Einschätzungen."
Der 11. September als Verstärker
Die Dotcom-Blase ist vor allem eine Geschichte unrealistischer Einschätzungen mit folgenden Enttäuschungen - ein Lehrbeispiel der Börsenpsychologie. Krisenverstärkend wirkten die Anschläge vom 11. September 2001 und die anschließenden militärischen Auseinandersetzungen bis zum Dritten Golfkrieg 2003.
Sie brachten eine tiefe Verunsicherung, die sich auch in der Weltwirtschaft niederschlug. Damals begannen die USA eine ultralockere Geldpolitik, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Der Startschuss für einen ungeahnten Immobilien-Boom in den Vereinigten Staaten - die Folgen sind bekannt.