Europäische Banken mit erheblichen Problemen Ist die Banken-Krise bereits ausgebrochen?
Die Finanzkrise, die die Bankensysteme weltweit an den Rand des Zusammenbruchs brachte, ist noch nicht allzu lange her. Damals wurden nicht nur viele Milliarden in die Bankwirtschaft gepumpt, um das Schlimmste zu verhindern. Man führte auch neue Regeln ein, die Aufsicht wurde verstärkt, die Anforderungen an das Eigenkapital erhöht. Doch eine neue Banken-Krise ist damit nicht ausgeschlossen.
Ganz im Gegenteil. Derzeit mehren sich gerade in Europa die Zweifel an der Stabilität des Bankensystems. Zuletzt machten vor allem italienische Banken mit schlechten Nachrichten von sich reden. Aber auch hierzulande haben die Institute durchaus zu kämpfen. Beim jüngsten Stresstest schafften die deutschen Großbanken zwar das Klassenziel, doch die Ergebnisse waren mäßig. Das gilt gerade für den Branchenprimus Deutsche Bank, der nach wie vor mit erheblichen Problemen kämpft.
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Es sind gleich mehrere Faktoren, die die Banken unter Druck setzen und im ungünstigsten Fall zu einer neuen Banken-Krise führen. Hier ein Überblick:
Niedrigzinsen
Die Banken leiden unter der EZB-Geldpolitik. Die künstlich niedrig gehaltenen Zinsen haben zu einem Verfall der Bankenmargen geführt. Da das Zinsgeschäft immer noch ihre wesentliche Ertragsquelle ist, machen sich die Einbußen besonders schmerzlich bemerkbar. Sie können nicht ohne Weiteres kompensiert werden.
Viele Institute haben auf anhaltende Niedrigzinsen mit Gebührenerhöhungen und Kostensenkungsprogrammen reagiert. Das funktioniert aber nur begrenzt.
Bedrohung des Geschäftsmodells
Unabhängig vom geldpolitischen Rahmen wird das Geschäftsmodell der Institute zunehmend infrage gestellt. FinTechs und Direktanbieter stoßen immer stärker in traditionelle Banken-Geschäftsfelder vor, früher abgesteckte Grenzen in der Finanzindustrie verwischen zusehends.
Für die Banken bedeutet das eine strategische Herausforderung, auf die bisher keine schlüssige Antwort gefunden wurde. Dies mag vielleicht nicht in eine akute Banken-Krise führen, stellt aber eine latente Gefährdung dar.
FinTechs und Direktanbieter stoßen immer stärker in traditionelle Banken-Geschäftsfelder vor."
Regulierung stranguliert
Im Zuge der Finanzkrise wurde die Bankenaufsicht verschärft - Stichwort Basel III. Mit strengeren Vorgaben und höheren Eigenkapitalanforderungen sollte einer erneuten Bankengefährdung vorgebeugt werden. Ob die neuen Regeln wirklich zielführend sind, ist allerdings umstritten.
Denn Geschäftsbeschränkungen begrenzen nicht nur das Risiko, sondern auch die Ertragspotenziale. Die ohnehin bestehende Ertragsschwäche vieler Institute wird dadurch geradezu zementiert.
Unerwartete Ereignisse
Seit 2008 ist nur eines sicher: dass die Unsicherheit größer geworden ist. Griechenland-Krisen, die gefährliche Lage im Nahen Osten, der schwelende Ukraine-Konflikt, Flüchtlingsströme und Islamismus, Brexit - die Liste unerwarteter Entwicklungen und Ereignisse, die unmittelbar oder mittelbar auf die Banken wirken, ist lang.
Derzeit sieht es nicht so aus, als ob sich die Lage beruhigt. Es könnte gerade ein größeres unerwartetes Ereignis sein, das von einer labilen Banken-Situation in die nächste Banken-Krise führt.