Eine allumfassende wirtschaftliche Stabilisierung durch die Fed allein sei weder sinnvoll noch möglich

Portfoliomanager Matt Eagan Kaum Handlungsspielraum der Fed

In Zeiten geopolitischer Spannungen, struktureller Unsicherheiten und wachsenden Konjunkturrisiken rückt die Rolle der Zentralbanken weltweit wieder stärker in den Fokus. Insbesondere die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) wird von Investoren, Unternehmen und Regierungen gleichermaßen aufmerksam beobachtet.

Doch wer auf eine schnelle und deutliche Lockerung der Geldpolitik hofft, könnte enttäuscht werden – zumindest, wenn es nach Matt Eagan, Portfoliomanager beim renommierten US-Vermögensverwalter Loomis Sayles, geht. Aus seiner Sicht sind die geldpolitischen Spielräume der Fed enger denn je. Die aktuellen wirtschaftlichen Belastungen lassen sich seiner Einschätzung nach nicht vollständig durch Zinssenkungen kompensieren.


Makroökonomisches Umfeld: Zwischen Inflation und Wachstumsangst

Die wirtschaftliche Großwetterlage in den USA bleibt angespannt. Auf der einen Seite kämpfen Verbraucher und Unternehmen weiterhin mit hoher Inflation, auf der anderen Seite mehren sich Anzeichen für eine Konjunkturabkühlung. Hinzu kommen globale Belastungsfaktoren wie:

All dies dämpft die Investitionsneigung und das Vertrauen der Märkte – doch eine entschlossene geldpolitische Lockerung scheint laut Eagan nicht der richtige Weg, zumindest nicht unter den gegebenen Rahmenbedingungen.


Warum die Fed vorsichtig bleibt

Nach Einschätzung von Eagan gibt es mehrere Gründe, warum die Fed zögert, aggressiv zu handeln – auch wenn politische und mediale Stimmen zunehmend Druck ausüben:

  1. Inflationssorgen sind nicht verschwunden: Trotz des Rückgangs vom Inflationshoch bleibt der Preisauftrieb in einigen Bereichen hartnäckig. Dienstleistungen, Wohnkosten und Löhne zeigen sich weiterhin robust – was eine zu schnelle Zinssenkung riskant machen würde.
  2. Zinspolitik hat Zeitverzögerungseffekte: Die Wirkung geldpolitischer Entscheidungen entfaltet sich oft erst mit monatelanger Verzögerung. Eine zu frühzeitige Lockerung könnte die bisherigen Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung gefährden.
  3. Politischer Kontext und Glaubwürdigkeit: Die Fed steht unter dem Druck, ihre Unabhängigkeit zu wahren. In einem politisch aufgeheizten Umfeld will sie keine Signale senden, die als Beeinflussung interpretiert werden könnten.
  4. Finanzielle Stabilität und Risikomanagement: Eine rasche Lockerung könnte neue Spekulationsblasen an den Kapitalmärkten befeuern, wie sie in der Vergangenheit schon mehrfach entstanden sind – etwa im Tech-Sektor oder bei Immobilien.

Fed allein kann es nicht richten

In einer Welt, in der strukturelle Probleme nicht mehr allein durch billiges Geld zu lösen sind, wird die Rolle der Notenbanken neu definiert. Für Investoren heißt das: Nicht die Hoffnung auf die Fed, sondern aktives Risikomanagement und strategische Diversifikation stehen wieder im Vordergrund."

Besonders betont Eagan, dass viele der heutigen wirtschaftlichen Probleme nicht geldpolitischer Natur sind. Die zunehmenden Handelsspannungen, regulatorischen Hürden und geopolitischen Unsicherheiten entziehen sich dem Einflussbereich der Fed. Selbst wenn sie die Leitzinsen deutlich senken würde, könnten Investitionszurückhaltung, Unsicherheiten im Außenhandel und strukturelle Herausforderungen nicht einfach verschwinden.

Daher sei es wichtig, die Erwartungen an die Zentralbankpolitik realistisch zu justieren. Eine allumfassende wirtschaftliche Stabilisierung durch die Fed allein sei weder sinnvoll noch möglich.


Was bedeutet das für Anleger?

Für Investoren bedeutet die Einschätzung von Eagan, dass man sich nicht auf eine schnelle Rückkehr zu niedrigen Zinsen verlassen sollte. Die Märkte, die in den vergangenen Monaten auf Zinssenkungen spekulierten, könnten enttäuscht werden – mit entsprechenden Kursreaktionen.

Anlageimplikationen:

  • Anleihen bleiben volatil, insbesondere am langen Ende der Zinsstrukturkurve.
  • Aktienmärkte könnten sensibel auf restriktivere Signale der Fed reagieren.
  • Rohstoffe und Edelmetalle könnten profitieren, wenn geopolitische Unsicherheiten zunehmen.

Eagan empfiehlt daher eine differenzierte Allokation und warnt davor, sich in der Hoffnung auf baldige Zinssenkungen zu sehr auf risikoreiche Anlagen zu verlassen. Die neue geldpolitische Normalität sei geprägt von Unsicherheit, asymmetrischen Reaktionen und politischer Vorsicht.


Fazit: Die Fed bleibt zurückhaltend – und das aus gutem Grund

Matt Eagan von Loomis Sayles bringt es auf den Punkt: Der Handlungsspielraum der Federal Reserve ist gegenwärtig begrenzt – sowohl durch externe Faktoren als auch durch interne Risiken. Wer sich schnelle, umfassende geldpolitische Hilfen erhofft, wird wahrscheinlich enttäuscht.

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