Das Beste aus beiden Welten Lang- und kurzfristige Strategien mischen
Empfehlen einschlägige Börsen-Experten insbesondere bei Aktien einen langen Atem zu haben, sprechen die Fakten zur Haltedauer doch eine andere Sprache. Dabei schließt das eine das andere keineswegs aus.
Menschen denken und handeln bevorzugt kurzfristig, auch wenn die Börsen-Experten von André Kostolany bis Warren Buffett Gegenteiliges im Anlagegeschäft empfehlen. Was dem Verstand klar ist, nämlich das über Jahre sukzessive Anwachsen von Vermögen durch den Zinseszinseffekt, scheint dem menschlichen Wesen zuwider zu sein. Die Lösung liegt wie so oft in der Mitte.
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Anlageportfolio gezielt auf verschiedene Horizonte splitten
Es liegt natürlich auf der Hand, dass eine auf lange Sicht angelegte Geldanlage einige Vorteile mit sich bringt, die weit über den Zinseszinseffekt hinausgehen: Anleger leben deutlich ruhiger, können ihnen doch die kurzfristigen und teilweise starken Schwankungen gleichgültig bleiben - auf die Jahre gesehen wächst die Wirtschaft, was insbesondere für Indizes ein schönes Potenzial eröffnet. Temporäre Verluste spielen also eine untergeordnete Rolle, wie ein Blick auf die langfristigen Charts der relevanten Werte zeigt. Vor diesem Hintergrund ist es also sinnvoll, zumindest einen Teil des eigenen Portfolios in langfristig aufgestellte Instrumente zu investieren - und diesen auch dort zu belassen.
Zumindest ein Teil des eigenen Portfolios sollte in langfristig aufgestellte Instrumente investiert werden."
Das eröffnet den wichtigen Spielraum für den "Rest": Wie die Zahlen belegen, ist die Haltedauer insbesondere bei Aktien drastisch zurückgegangen. Belief sie sich in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts noch auf mehr als sechs Jahre, veräußern heutige Investoren die Werte innerhalb weniger Monate - allen voran die privaten Anleger. So erreichen die Handelsvolumina enorme Größenordnungen, beispielsweise gehen allein beim S&P500-ETF von Vanguard rund zehn Prozent täglich über den sprichwörtlichen Ladentisch.
Digitalisierung auch für schnelle Anlagegeschäfte zuträglich
Diese Entwicklung dürfte nicht zuletzt den permanent verfügbaren aktuellen Informationen geschuldet sein, tragen die vielfältigen Reports der Experten doch dem kurzfristigen Denken und Handeln Rechnung. Die damit einhergehenden Risiken werden jedoch ausgeblendet, denn die schnellen Entscheidungen, die oft genug auf den Year-to-Date-Analysen beruhen, sind nicht immer die besten. Auf der anderen Seite ist es heute möglich, die Anlagegeschäfte selbst auszuführen: Online-Depots und Broker eröffnen den Zugang zu den Börsen, die Order-Vielfalt wiederum erlaubt die Optimierung der Risiken, wenn sie richtig beherrscht wird.
Vor diesem Hintergrund empfiehlt sich die Aufteilung des Portfolios, sodass mit dem überwiegenden Teil die Vorteile der langfristigen Geldanlage ausgeschöpft und trotzdem der menschlichen Neigung nach kurzfristigem Handeln Rechnung getragen werden kann. Gleichzeitig können Anleger auf diese Weise unterschiedliche Risikoklassen bedienen, was wegen der so erreichten Diversifikation nicht nur die Verluste minimiert, sondern auch die Rendite sichert.