Angesichts steigender Zinsen ungewöhnlich Langlaufende Anleihen sehr begehrt
Sie dürfen ausgesprochen lange Laufzeiten bei relativ niedriger Verzinsung aufweisen und sind trotzdem stark gefragt: Viele Anleger und institutionelle Investoren bevorzugen derzeit Staatsanleihen.
Österreich begab ebenso 100-jährige Bonds wie Argentinien, beide Staaten konnten sich über Zuflüsse in Milliardenhöhe freuen. Selbst Kanada und die USA wollen Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 50 Jahren auflegen, wie Experten verlauten lassen. Was für die Staatskassen durchaus vorteilhaft ist, kann für Investoren jedoch zu Verlusten führen.
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Staaten finden immer mehr Gläubiger für lange Laufzeiten
Erstaunlich ist die Tatsache, dass sich die Anleger offensichtlich erst seit der Finanzkrise für derart lange Laufzeiten bei Staatsanleihen begeistern können - bis dahin war bei 30 Jahren Schluss. Nun kann es gar nicht lange genug sein, dabei spielt nicht einmal die Höhe der Staatsverschuldung der jeweiligen Länder eine Rolle. So konnte beispielsweise Italien im Jahr 2016 mit einer 50-jährigen Anleihe und in einem sehr kritischen Umfeld, erinnert sei nur an die Situation der Banken, erfolgreich verkaufen.
Selbst Argentinien, das bereits mehrfach pleite war, kassierte 2,8 Milliarden US-Dollar ein, die erst in 100 Jahren zurückgezahlt werden müssen. Laut Finanzministerium wäre auch eine deutlich höhere Summe umsetzbar gewesen, allein die Bestellungen beliefen sich auf zehn Millionen US-Dollar. Als Ursache werden die extrem niedrigen Zinsen benannt - 1,0 bis 1,25 Prozent in der USA sowie 0,0 Prozent in der Eurozone. Aus Sicht der Staaten ist das auch nachvollziehbar, was treibt aber die Investoren in diesen Trend?
Niedrigzinsen treiben seltsame Blüten
Während auch eine ganze Reihe der EU-Mitgliedsstaaten auf diesen Zug aufspringt, hält sich Deutschland zurück. Hier führen die Niedrigzinsen und die ausgezeichnete Bonität zu einer anderen Kuriosität: Bei Laufzeiten bis zu sieben Jahren kann Deutschland für das geliehene Kapital Negativzinsen generieren - also Geld verdienen.
Mit der Allianz lehnt demnach auch der Branchenführer diese Anlagen ab, da sie ganz einfach zu spekulativ seien."
Für institutionelle Anleger wie Versicherungen oder Pensionsfonds stellen die langlaufenden Staatsanleihen mit einer Rendite von 3,5 Prozent, beispielsweise bei italienischen Anleihen über 50 Jahre, eine der wenigen Möglichkeiten dar, überhaupt die benötigten Erträge zu generieren.
Allerdings lässt sich das sonst bei Staatsanleihen relativ niedrige Risiko über solche Zeiträume nicht genau einschätzen. Was kann alles in 50 oder 100 Jahren geschehen? Mit der Allianz lehnt demnach auch der Branchenführer diese Anlagen ab, da sie ganz einfach zu spekulativ seien. Sollte nämlich die EZB ihr Aufkaufprogramm zurückfahren, dürften sich auch die derzeit interessanten Kurse wieder korrigieren.
Die US-Notenbank hat eine Drosselung bereits angekündigt, sie hatte in den letzten Jahren einen billionenschweren Berg dieser Papiere angehäuft. Wer sich vor Ablauf von den langlaufenden Anleihen trennen muss, dürfte wohl unter dem Strich draufzahlen.