Das "Bonus-Unwesen" wird als Mitauslöser der Finanzkrise angesehen

Die Gerechtigkeitslücke Manager sollten über ihren Lohn reden

Spätestens seit der Kür des SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz ist "Gerechtigkeit" zu einem zentralen Thema im anlaufenden Bundestagswahlkampf geworden. Mit im Fokus stehen dabei Manager-Gehälter.

Der oft gewaltige Abstand zwischen "normalen" Arbeitnehmer-Einkommen und Vergütungen von Vorständen wird nicht erst heute kritisiert. Immer wieder, wenn Spitzenmanager teure Fehlentscheidungen treffen und trotzdem hohe Bonuszahlungen kassieren, oder nach nur kurzem Wirken mit Millionensummen abgefunden werden, wird die Frage gestellt, ob das angemessen sei. Dem Mehr an Gehalt scheint allzu oft nicht ein entsprechendes Mehr an Leistung gegenüber zu stehen. 

Das Gespür scheint abhanden gekommen zu sein

Das "Bonus-Unwesen" wird als Mitauslöser der Finanzkrise angesehen, weil es riskantes Geschäftsgebaren geradezu provozierte. Damals gelobte die Finanzbranche Besserung und es gab zaghafte Ansätze, Boni stärker zu begrenzen. Nur wenige Jahre später sind die guten Vorsätze wieder fast vergessen, obwohl die Geschäfte keineswegs gut laufen. Dabei ist es nicht einmal der Finanzsektor, der derzeit am meisten in der Kritik steht. Das öffentliche Interesse konzentriert sich eher auf "Skandal-Fälle" wie den von Christine Hohmann-Dennhardt, die nach nur 13 Monaten im VW-Vorstandsamt 12 Millionen Euro Abfindung erhielt. Die VW-Vorstände sind überhaupt ein Parade-Beispiel für stures Beharren auf hohen Vergütungen trotz mangelnder Performance. Bei manchem Spitzenmanager scheint das "Gespür" für das, was moralisch vertretbar ist, abhanden gekommen zu sein. 

Zweifelhafte Forderung nach Obergrenzen 

Es sind solche "Extremfälle", die das Bild von gierigen Managern mit völlig überzogenen Gehältern prägen und Forderungen nach "Obergrenzen" befeuern. Eine solche will die SPD jetzt mit einem Gesetzesentwurf einführen, in dem die steuerliche Absetzbarkeit von Vorstandsbezügen auf 500.000 Euro im Jahr gedeckelt wird - eine Art Begrenzung durch die Hintertür. Selbst die sonst wirtschaftsfreundliche Union zeigt sich - der Zugkraft des Gerechtigkeits-Themas bewusst - strengeren Regeln nicht abgeneigt. 

Bei manchem Spitzenmanager scheint das "Gespür" für das, was moralisch vertretbar ist, abhanden gekommen zu sein." 

Dabei sind gesetzliche Obergrenzen mit einer Vielzahl von Problemen behaftet: 

  • Was ist ein "gerechtes" Managergehalt und nach welchen Maßstäben wird es berechnet?
  • Soll eine generelle Grenze eingeführt werden oder eine unternehmensindividuelle?
  • Warum soll es Obergrenzen nur für Manager geben, nicht für andere Spitzenverdiener wie Sportler oder Künstler?

Das sind nur drei Fragen. 

Manchmal ist Reden Gold

Untersuchungen der Anlegerschutzvereinigung DSW zeigen, dass der Abstand zwischen Manager-Gehältern und Arbeitnehmer-Einkommen tatsächlich groß ist. 2015 verdienten Spitzenkräfte bei den DAX-Unternehmen im Schnitt das 50fache eines Mitarbeiters. Der Faktor ist allerdings seit 2010 etwas zurückgegangen. Von einem immer weiteren Auseinanderklaffen kann also keine Rede sein. Vielleicht würde es manchmal schon helfen, wenn Manager sich der Kritik an Gehältern offen stellen würden, anstatt  sich - wie so oft - auszuschweigen.

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