"Des einen Freud ist des anderen Leid" - dieser Spruch ist kaum treffender als bei den anhaltenden Niedrigzinsen

Die "schwarze Null" fällt da nicht schwer Niedrigzinsen helfen Deutschland

"Des einen Freud ist des anderen Leid" - dieser Spruch ist kaum treffender als bei den anhaltenden Niedrigzinsen. Während Sparer über Mini-Erträge und oft genug reale Kapitalverluste stöhnen, freuen sich Schuldner über billige Kredite. Einer der Hauptprofiteure ist der Staat.

Die Bundesbank hat es ausgerechnet. Durch den jahrelangen Zinsverfall seit der Finanzkrise hat die öffentliche Hand (Bund, Länder und Gemeinden) bislang 436 Mrd. Euro an Zinsaufwendungen gespart. Alleine 2019 belief sich die Ersparnis schätzungsweise auf fast 58 Mrd. Euro. Das ist eine Erklärung für üppige Haushaltsüberschüsse. Die "schwarze Null" fällt da nicht schwer.

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Wer gewinnt, wer verliert?

2007 - kurz vor der Finanzkrise - betrug die Durchschnittsverzinsung öffentlicher Anleihen noch 4,23 Prozent. Mittlerweile ist sie bei 1,4 Prozent angekommen, ohne dass der Prozess zu Ende wäre. Solange es dem Staat gelingt, auslaufende alte Schulden durch günstigere neue Anleihen zu ersetzen, wird die Durchschnittsverzinsung weiter sinken. Da derzeit keine Wende der EZB-Geldpolitik in Sicht ist, darf weiter mit deutlich weniger Zinsaufwendungen gerechnet werden. Der "Spareffekt" wäre sogar noch größer, wenn der Staat die gute Kassenlage nicht auch in Maßen zur Entschuldung nutzen würde.

Auf der anderen Seite stehen die Zinsverluste der Anleger und aller anderen Institutionen, die auf Zinserträge angewiesen sind. Hier sind in erster Linie Banken und Versicherungen zu nennen. Banken sind dabei Geschädigte (auf der Aktivseite) und Nutznießer (auf der Passivseite) gleichermaßen. Versicherungen können einen Gutteil ihrer Belastungen an die Versicherten weiterreichen. Schaut man auf die privaten Haushalte, sind sie die Hauptleidtragenden.

Obwohl das private Geldvermögen seit 2007 um über 40 Prozent gestiegen ist, haben sich die Erträge praktisch halbiert."

Es verbleibt ein Plus

Allein für den Zeitraum 2010 bis 2019 geht die DZ Bank von privaten Einnahmeverlusten bei Anlagen von 648 Mrd. Euro aus. Dem stehen allerdings auch Gewinne gegenüber, weil viele private Haushalte günstiger Kredite aufnehmen konnten, zum Beispiel für Immobilienfinanzierungen.

Ersparnisse durch niedrigere Kreditzinsen beziffert die DZ Bank auf rd. 290 Mrd. Euro. Bedeutet per saldo immer noch einen privaten Verlust von 358 Mrd. Euro. Rechnet man die 436 Mrd. Euro staatliche Zinsersparnis dagegen, verbleibt ein relativ bescheidenes Plus von 78 Mrd. Euro - Deutschlands Gewinn durch Niedrigzinsen.

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