Internetprotale auf dem Vormarsch Preisvergleiche online
Vergleichsportale im Internet werden heute gerne genutzt, um in der unübersichtlichen Welt der E-Commerce-Angebote (elektronischer Geschäftsverkehr) den Überblick zu behalten und das günstigste Produkt oder die vorteilhafteste Lösung herauszufiltern.
Auch wenn es um Finanzdienstleistungen geht, stellen die entsprechenden Internetprotale den besten Vergleich in Aussicht. In der Realität halten solche Vergleichs-Plattformen allerdings nur zum Teil, was sie versprechen. Das liegt nicht zuletzt an ihrem Geschäftsmodell. Check24, Toptarif und Verifox sind nur drei bekannte Beispiele für solche Internetprotale. Ihre Zahl nimmt ständig zu, denn das Vergleichen ist offenbar lukrativ.
Autor
Auch bei Finanzdienstleistungen gerne genutzt
Bei Finanzdienstleistungen greifen Verbraucher häufig darauf zurück, um günstige Kfz-, Haftpflicht- oder Risikolebensversicherungen zu ermitteln. Auch bei Tagesgeld, Festgeld, Girokonten, Konsumentenkrediten und Kreditkarten informiert man sich über die Plattformen und trifft anhand der Ergebnisse die Auswahl. Die Vergleichsportale decken im Prinzip die gesamte Palette des sogenannten Retailgeschäftes (sinngemäß: standardisiertes Privatkundengeschäft) von Banken und Versicherungen ab.
Die Anwendung ist de facto immer gleich. Mit einigen wenigen Angaben zum konkreten Produktbedarf und den persönlichen Verhältnissen und Gegebenheiten erhält der User eine Auflistung passender Online-Angebote, die in einer Art Rangliste nach Zinssätzen, Beiträgen oder Gebühren geordnet präsentiert werden. Top-Angebote stehen dabei ganz oben, gefolgt von den nächstbesseren Offerten. Über entsprechende Buttons gelangt man zum Anbieter, um den Online-Abschluss durchzuführen. Top-Angebot bedeutet meistens: Das billigste Angebot. Ob es auch jeweils das leistungsfähigste mit gutem Preisverhältnis darstellt oder überhaupt die Mindestanforderungen an die Produktgattung erfüllt ist häufig genug mehr als fraglich.
Keine vollständige Markttransparenz
Die Internetprotale erwecken den Eindruck von Markttransparenz und Objektivität. Das entspricht aber nur bedingt den Tatsachen. Um zu verstehen warum, lohnt sich ein Blick auf das Geschäftsmodell. Bei den Betreibern handelt es sich keineswegs um unabhängige Verbraucherorganisationen oder nicht-kommerzielle Anbieter. Die Internetprotale leben von den Angeboten, die sie zeigen. Wenn über das Portal ein Online-Abschluss generiert wird, fließt eine Provision. Dazu schließen die Betreiber entsprechende Vereinbarungen mit den Produktanbietern ab.
Das hat Konsequenzen:
- Verglichen werden in der Regel nur Produkte von Anbietern, mit denen eine provisionsbasierte Zusammenarbeit besteht. Der Vergleich bezieht sich daher nur auf einen Marktausschnitt und nicht den ganzen Markt. Das Gegenteil wird aber nicht selten suggeriert.
- Es besteht ein Anreiz, solche Produkte hoch zu ranken, bei denen die Provisionszahlungen besonders attraktiv sind. Das müssen nicht zwangsläufig die besten Angebote sein. Die Methodik des Vergleichs ist bei den Portalen nicht immer transparent und der rechtliche Rahmen dafür unscharf.
Sie sollten daher den Ergebnissen des Vergleichs nicht blind vertrauen. Andererseits können Vergleichsportale durchaus sinnvoll sein, um sich schnell einen Überblick zu verschaffen. Oft wird aber empfohlen, drei oder vier Portale parallel zu testen. Ob damit schon eine gute Vergleichsbasis gegeben ist darf bezweifelt werden, denn: Müll rein und es kommt Müll raus. Auf gut Deutsch bedeutet das, wenn Mist mit Mist verglichen wird, kann nur Mist dabei rauskommen, egal wieviel unterschiedlichen Mist ich miteinander vergleiche. Bzw. wieviel Mist ich von den unterschiedlichsten Mülldeponien vergleiche, es ist und bleibt Müll.
Wenn es nicht ganz so hart betrachtet wird, bleibt immer noch anzumerken, dass die notwendige Detailtiefe eines seriösen und qualitativ guten sowie aussagekräftigen Marktvergleichs aufwendig und kostenintensiv ist - er ist nicht mal gerade so erstellt. Entweder muss ich akzeptieren, dass damit der Vergleich gegen Kosten berechnet wird oder, wie es eben häufig passiert, gegen Stückzahl Provisionsverträge oder eingeblendete Werbung. Werbung betreiben Versicherer da, wo sie im Vergleich gut wegkommen. Also da, wo sie beeinflussen können und dabei bleibt die Objektivität schnell auf der Strecke. Dann gibt es Vergleichsportale, an denen Versicherer im Hintergrund beteiligt sind. Gibt es damit Einfluss auf die Ergebnisse? Natürlich, wofür sponsern die Versicherer denn bzw. geben Unternehmensbeteiligungen. Dafür, dass Wettbewerber besser als sie gerankt werden?
Erkenntnis für den Verbraucher hieraus:
- Vertraue nicht "blind" jedem Vergleichsportal.
- Unterschreibe niemals online einen Vertrag, ohne vorher nach Alternativen Ausschau gehalten zu haben.
- Frage einen Fachmann, ob er Dein Rechercheergebnis teilt.
- Vergewissere Dich, dass Dein Rechercheergebnis wirklich das "beste" Preis-/Leistungsverhältnis hat.
- Prüfe, ob wesentlicher Zusatzservice auch mit enthalten ist (z.B. Unterstützung im Schadenfall, freie Rechtsanwalt- bzw. Werkstattwahl, flexibles Kündigungsrecht bei langlaufenden Verträgen - Altersvorsorge, bei Sachverträgen immer nur Jahresverträge abschliessen usw.).
Und jetzt viel Erfolg bei Ihren Recherchen. Oder doch nicht vielleicht bequemer und sicherer für Sie über einen Makler, der nur an Ihrer Seite steht?