Die Anlagestrategie darf für Anleger keine "Black Box" bleiben

Fondsmanager Bert Flossbach Problem pseudoaktiver Fonds

Bert Flossbach ist Mitinhaber von Flossbach & von Storch, einer der größten unabhängigen Vermögensverwaltungen Deutschlands. In einem aktuellen Interview hat er Stellung zur ETF-Erfolgsgeschichte in den letzten Jahren und den Auswirkungen auf aktive Fonds bezogen. Vor allem für sogenannte pseudoaktive Fonds sieht er im ETF-Boom eine ernsthafte Bedrohung.

Mit einem verwalteten Fondsvermögen von weltweit 3,5 Billionen US-Dollar hat der ETF-Bestand einen neuen Rekord erreicht. Allein im vergangenen Jahr sind passiv gemanagten Fonds 379,5 Milliarden US-Dollar neu zugeflossen - und der Trend zu ungebremstem Wachstum scheint noch nicht zu Ende zu sein. Aktive Fonds haben unter dieser Entwicklung zu leiden. Alleine in den ersten elf Monaten 2016 verzeichneten sie Abflüsse von 207 Milliarden US-Dollar. Es findet offenbar ein bemerkenswerter Umschichtungsprozess weg von aktiven hin zu passiven Fonds statt.

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Aktive Fonds - ETF bereinigen den Markt 

Dennoch sieht Flossbach darin nicht zwangsläufig aktives Fondsmanagement in Frage gestellt. Es stehe allerdings deutlich stärker als früher auf dem Prüfstand, und die ETF-Konkurrenz trage dazu bei, die "Spreu vom Weizen" zu trennen. Bedroht seien in erster Linie pseudoaktive Fonds. Damit sind Fonds gemeint, die Anlegern zwar versprechen, besser als der Markt sein zu wollen, in ihrer tatsächlichen Investmentpolitik aber relativ eng an ihrem Benchmark-Index orientiert bleiben. Im aktiven Fonds-Universum ist das kein ganz seltene Erscheinung. 

Mit ihrer starken Index-Verhaftung unterscheiden sich pseudoaktive Fonds bezüglich ihres Anlageverhaltens nicht grundlegend von reinen Indexfonds. Deshalb kann ihre Performance auch nicht wesentlich anders aussehen. Über dem Marktschnitt liegende Ergebnisse sind jedenfalls nicht zu erwarten. Der wesentliche Unterschied zwischen ETF und pseudoaktiven Fonds liegt in den Kosten. Während ETF sich von vornherein auf kostengünstiges passives Investieren beschränken, betreiben pseudoaktive Fonds deutlich mehr Aufwand oder stellen ihn zumindest in Rechnung. Das wirkt renditeschmälernd und erklärt, warum solche Fonds oft schlechter abschneiden als reine Indexfonds. 

Die Anlagestrategie darf für Anleger keine "Black Box" bleiben, sondern muss nachvollzogen werden können."

Aktives Fondsmanagement braucht Transparenz und Vertrauen 

Flossbach fordert in der Konsequenz von aktivem Fondsmanagement Strategien, die darauf zielen, langfristigen Mehrwert zu generieren. Notwendig sei auch deutlich mehr Transparenz. Die Anlagestrategie dürfe für Anleger keine "Black Box" bleiben, sondern müsse nachvollzogen werden können. Das sei notwendig, um Vertrauen aufzubauen und damit Anleger das Fonds-Investment länger durchhalten.

Im derzeitigen ETF-Boom erkennt der Vermögensverwalter auch Gefahren. Gerade ein oft gepriesener ETF-Vorteil, die hohe Liquidität, könne zum Bumerang werden. Sie begünstige nämlich hektisches Agieren und nervöses Handeln in unruhigen Zeiten, was sich verstärkend auf Ausschläge auswirken könne. Ein Ausweg seien ETF mit zeitlichen Rückgabebeschränkungen, für die Flossbach aber aktuell wenig Aussichten sieht.

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