Der Protektionismus kehrt zurück

Globalisierung war einmal Protektionismus kehrt zurück

Lange Zeit schien die Globalisierung unaufhaltsam voranzuschreiten. Der Wegfall von Handelsschranken, die Öffnung vieler Märkte und die immer weiter zunehmende Vernetzung der Volkswirtschaften wurden von vielen Ökonomen als Fortschritt und Motor für weltweites Wachstum begrüßt. Inzwischen scheint sich der Trend umzukehren. Der Protektionismus kehrt zurück.

Wie kritisch der Prozess der Globalisierung gesehen wird, zeigen die verbreiteten Widerstände gegen Freihandelsabkommen wie TTIP oder CETA. Während solche internationalen Vereinbarungen vor etlichen Jahren eher ein Thema für einen kleinen Kreis von Experten waren, lassen sich dazu inzwischen Zehntausende mobilisieren - nicht um für mehr Freihandel zu demonstrieren, sondern dagegen. Aber nicht nur in Europa gibt es Widerstände. Anderswo sind ebenfalls Politiker und politische Strömungen auf dem Vormarsch, die wieder mehr auf Abschottung und Protektionismus statt auf Öffnung setzen.

Starker Rückgang grenzüberschreitender Investitionen

Auch jenseits solcher Auseinandersetzungen gibt es starke Signale, dass die Globalisierung ins Stocken geraten ist. Die Unctad, die Handelsorganisation der UN, macht in ihrem jüngsten Bericht auf einen Rückgang der grenzüberschreitenden Investitionen weltweit aufmerksam. Sie rechnet damit, dass in diesem Jahr nur noch 1,5 Billionen Dollar in Fabriken, Übernahmen und Projekte jenseits der eigenen Heimatmärkte gesteckt werden. Das bedeutet einen Rückgang um ein Sechstel, 2015 waren es noch 1,8 Billionen Dollar. 

Da die grenzüberschreitenden Investitionen die Grundlage für die Globalisierung bilden, ist ein deutlicher Rückgang ein klares Warnzeichen. Die Unctad-Fachleute rechnen nicht mit einer schnellen Erholung. Sie gehen davon aus, dass frühestens 2018 wieder das Niveau von 2015 erreicht werden könnte. Von dem Rekordwert von 2 Billionen Dollar im Jahre 2007 wäre das immer noch ein gutes Stück entfernt. Damals unmittelbar vor dem Ausbruch der Finanzkrise hatten die grenzüberschreitenden Investitionen ihren Höhepunkt erreicht. 

Die Welt scheint sich generell im Krisen-Modus zu befinden."

Wachsende Unsicherheiten bremsen Wachstum 

Seither ist die Unsicherheit weltweit gewachsen. Nicht nur die Finanzkrise hat hier prägend gewirkt. Die Welt scheint sich generell im Krisen-Modus zu befinden: Euro- und Bankenkrise, Wirtschaftskrise in China, der Verfall der Rohstoffpreise, der Brexit, politische Krisenherde in Nahost, in der Ukraine, das nach wie vor instabile Afghanistan, die aktuellen Flüchtlingsströme - die Liste lässt sich mühelos fortsetzen. Die Welt scheint ein Stück weit aus den Fugen, für Investitionen ist ein solches Klima der Unsicherheit Gift - das gilt für Investitionen über Grenzen hinweg in besonderem Maße. 

Es spricht Manches dafür, dass angesichts dieser Unwägbarkeiten die Neigung zu neuem Protektionismus eher noch stärker wird. Die ohnehin schwächelnde Weltwirtschaft erhält dadurch keinen Auftrieb. Im Gegenteil - es sieht eher nach einer längeren Phase der Stagnation aus.

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