Realismus in der Flüchtlingsfrage Schaffen wir das?
Nachdem unsere Bundeskanzlerin Frau Merkel von allen Seiten erstaunt bewundert wurde für ihre empathische Aktion bezogen auf die Flüchtlinge, mehren sich nunmehr nach der Anfangseuphorie die kritischen Stimmen.
Nach der ersten emotionalen Welle der Willkommenskultur macht sich jetzt bei vielen die Realität breit und diese führt unweigerlich zu der Frage: Wollen und schaffen wir das überhaupt? Im Ausland wird nicht verstanden, warum zahlreiche Deutsche die Flüchtlinge zuerst willkommen hießen und mittlerweile angesichts derer hoher Zahlen von Integrationsproblemen sowie Überforderung gesprochen wird.
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Diese Äußerungen basieren jedoch auf der förmlich explodierenden Zahl von Flüchtlingen, die Geschwindigkeit, mit der Unterbringungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden müssen, und den vorerst noch sehr hakeligen Prüfungsabläufen, die dringend verbessert und verschlankt werden müssen. Alles ernsthafte Probleme, auf die in den überwiegenden Fällen auch noch keine umfassenden Antworten existieren, an denen aber mit Hochdruck gearbeitet wird.
Die Regierung hat im Alleingang entschieden
Sie kennen die Entscheidungsfähigkeit unserer Bundeskanzlerin noch aus den Tagen, als ein japanischer Atomreaktor außer Kontrolle geriet. Frau Merkel ließ daraufhin alle deutschen Atomkraftwerke zeitnah stilllegen und brachte damit die führenden Energiekonzerne in vermeintliche finanzielle Bedrängnis.
Empathie führte in der Flüchtlingsfrage vorübergehend zu offenen Grenzen, ohne dass Sie oder andere Bürger über die Tragweite sowie die Anzahl der eintreffenden Flüchtlinge informiert werden konnten. Hilfsbereitschaft ist für viele Deutsche eine löbliche Tugend, solange sie sich von alleine entwickelt und ihre natürlichen Grenzen kennt. Die anfängliche Willkommenskultur ist mittlerweile von sachlicher Realität und deren komplexen Anforderungen eingeholt worden. Das führt aber hoffentlich nicht weiter zu einer überwiegenden Ablehnung der Bevölkerung in diesen Flüchtlingsfragen.
Wir sollten weiterhin mit Herz und nicht mit Hetze agieren!"
Wirtschaftlich sinnlos?
Inzwischen verfügt das Ministerium für Arbeit über erste Zahlen, dementsprechend sind nur ca. zehn Prozent der ankommenden Flüchtlinge relativ zeitnah in den heimischen Arbeitsmarkt zu integrieren. Das bedeutet, dass Hunderttausende Menschen lange Zeit die deutschen Sozialsysteme belasten werden. Ja, das ist wahrscheinlich so, trotzdem, warum sollten wir das nicht schaffen? Sehen wir doch einmal kurz ab von den Versorgungs- und Unterbringungsnotwendigkeiten und schauen auf den positiven Teil dieser Botschaft: Wir helfen nicht nur in Not geratene Menschen und erfüllen damit eine soziale und humanitäre Pflicht, sondern wir schaffen damit Beschäftigung!
Sozialarbeiter, Bildungsarbeiter, Pflegekräfte u.v.a.m. werden gebraucht, sehr schnell sogar. Arbeitsplätze für die deutschen Arbeitslosen stehen an und es werden auch viele Flüchtlinge einen Arbeitsplatz finden: Dolmetscher, Botschafter über kulturelle Barrieren hinweg, Hilfskräfte für Küchen, Sauberkeit und anderes in den Unterkünften werden dringend benötigt - also Hilfe zur Selbsthilfe. Geben wir diesen Entwicklungen die Chance, die sie verdienen und schauen mit Kreativität, Unterstützungsbereitschaft, Toleranz und vor allem Wertschätzung auf diese sich langsam aber sicher ausdehnenden Entwicklungen. Öffnen wir nicht nur weiterhin unsere Herzen, sondern akzeptieren wir auch, dass nicht alles über Nacht funktionieren kann - helfen wir weiterhin mit!
Die Fragen, ob nicht alles hätte viel früher gesehen werden können, ob man nicht schon längst Szenarien hätte diskutieren können, Notfallpläne in der Schublade haben können usw., sind grundsätzlich richtig, aber bereits viel zu oft gebetsmühlenartig wiederholt worden und bitte: "Getretener Quark wird breit, nicht stark!" Jetzt heißt es anpacken, aktiv sein, mitmachen und nicht schamlos und populistisch zu kritisieren, um sich ausschließlich selbst zu profilieren und ansonsten nichts Sinnvolles zu gestalten. Eine billige und nutzlose Position!
Was sich Flüchtlinge von Deutschland erwarten
Aufgrund der Verbreitung von Internet und Smartphone haben die meisten Ankommenden ein für sich genau definiertes Bild von der Bundesrepublik, in der vermeintlich Milch und Honig fließen und jedermann am enormen Reichtum partizipiert. Natürlich ist dieses Bild weit überidealisiert, aber für Menschen, die in ihrer Heimat täglich bitterste Not und Verfolgung erleiden bzw. sogar um ihr eigenes Leben bangen müssen, gibt es keine andere Perspektive als davon zu träumen. Sie riskieren ihre körperliche Unversehrtheit und teilweise ihr Leben, um für ihre Kinder und für sich ein besseres Leben realisieren zu können. Kann man ihnen dies um Gotteswillen verübeln?
Nein und noch einmal Nein, das können und dürfen wir ihnen nicht negativ anlasten. Sie erfahren schnell genug und am eigenen Leib und in ihrer Seele, dass sie dieses Bild überidealisiert haben, wenn sie sich im Flüchtlingstreck befinden und letztendlich auch wenn sie hier anlanden. Die überwiegende Mehrzahl ist bereit, sich einzufügen, wenn man ihnen nur ein Mindestmaß an Respekt und Wertschätzung entgegenbringt. Es sind Menschen wie Sie und ich und haben ebenso das unteilbare Recht, human behandelt zu werden.
Deswegen, jetzt anfangen mitzumachen und die Flüchtlinge willkommen heißen."
Es wird uns gelingen, diesen Menschen einen sicheren und menschenwürdigen Hort solange zu geben, wie sie ihn benötigen. So lange bis wir es als Europäer, zusammen mit Russland, Amerika, Saudi Arabien und dem Iran, geschafft haben, mit den ganzen unseligen, egoistischen und machtpolitischen Aktionen (Waffenlieferungen, religiösen Machtdemonstrationen, einseitig kriegerischen Auseinandersetzungen etc.) aufzuhören, um aufeinander zuzugehen und sich ernsthaft miteinander auf diplomatischer Ebene und in Augenhöhe auseinanderzusetzen.
Dann und erst dann werden Flüchtlingsströme abebben und in Folge auch ganz versiegen. Hier kann Deutschland, hier kann Europa, eine wesentliche Gestaltungsrolle übernehmen und es scheint so, als ob dies bereits hinter den Kulissen intensiv so läuft. Haben wir Vertrauen in unsere Politiker, fordern wir die Medien auf, hierüber positiver und engagierter zu berichten, machen wir mit Demonstrationen auf diesem Weg massiv aufmerksam, dann wird es auch zur positiven Realität werden - ganz sicher!
Fazit:
Mischen wir uns ein, setzen wir ein spür- und hörbares Gegengewicht gegen jede Form von Rassismus, dumpfe Biertisch-Parolen und unbedachte, nicht selbstreflektierten und vorschnellen Äußerungen mancher Wohlstandsbürger. Wir können das, wenn wir nur wollen und wir schaffen das, wenn wir mitmachen! Für mich ist es eine Frage der Ehre und Selbstachtung, Menschen in Not nicht alleine zu lassen und die Straße den Rassisten zu überlassen. Das hatten wir in der Generation meiner Eltern alles schon einmal, das brauchen wir kein weiteres Mal. Deswegen, jetzt anfangen mitzumachen und die Flüchtlinge willkommen zu heißen und zu unterstützen - nicht erst morgen!