Riesenproblem in Deutschland Stellenabbau überall
Im Gegensatz zu anderen westlichen Ländern konnte sich Deutschland bisher rühmen, ein Industrieland zu sein. Während andere Volkswirtschaften sich voll auf Dienstleistungen verlegten, wird hierzulande immer noch viel produziert. Automobilherstellung und Maschinenbau bilden dabei zwei Schlüsselbereiche - doch hier droht jetzt ein massiver Stellenabbau.
Jahrelang herrschte in beiden Branchen Vollbeschäftigung, es wurde sogar über akuten Fachkräftemangel geklagt. Doch damit ist es nicht erst seit Corona vorbei. Die Pandemie hat schon bestehende Entwicklungen verschärft und beschleunigt. Die Ursachen liegen aber tiefer. Mit dem möglichen Jobabbau sind empfindliche Wohlstandsverluste verbunden, denn Industriearbeiter gerade im Fahrzeug- und Maschinenbau verdienen überdurchschnittlich gut.
Autorenbox (bitte nicht verändern)
Strukturwandel in der Autoindustrie - Exportschwäche beim Maschinenbau
Angefangen hat es bei den Automobilzulieferern. Schaeffler will 4.400 Stellen zusätzlich in Europa abbauen, die meisten davon an deutschen Standorten. Continental stellt 13.000 Arbeitsplätze in Deutschland in Frage. Auch andere Zulieferer wie Bosch, ZF Friedrichshafen oder Leoni klagen über schlechtes Geschäft. Grund ist die Krise der Autoindustrie. Die Autohersteller leiden nicht nur unter Absatzeinbrüchen infolge Corona, der gesamten Branche steht ein tiefgreifender Strukturwandel bevor. Sollte das E-Auto tatsächlich das Automobil der Zukunft sein, hätte das gravierende Konsequenzen für die Arbeitsplätze. Denn um ein Elektroauto zu montieren, braucht es viel weniger Arbeitsschritte und nur einen Bruchteil des Personals. Hier sind langfristig hunderttausende Jobs gefährdet.
Kurzarbeit ist nicht nur ein teures arbeitsmarktpolitisches Instrument, sondern verdeckt die tatsächliche Arbeitslosigkeit."
Etwas anders ist die Lage im Maschinenbau. Der ist immer noch wettbewerbsstark, leidet aber derzeit unter seiner Exportabhängigkeit. Rund zwei Drittel der in Deutschland gebauten Maschinen gehen ins Ausland. Schon vor Corona hatte die sich abschwächende Weltkonjunktur und internationale Handelskonflikte Spuren in den Auftragsbüchern hinterlassen. Dies hat sich jetzt noch verstärkt. Der Branchenverband rechnet dieses Jahr mit Umsatzeinbußen von 17 Prozent und mit vier Prozent weniger Beschäftigung. 2021 wird keine nachhaltige Besserung erwartet.
Rechnung nach den Wahlen?
Dass dies derzeit nicht voll auf dem Arbeitsmarkt durchschlägt, liegt zum großen Teil an dem Instrument Kurzarbeit. Die Große Koalition hat erst kürzlich eine Verlängerung des Kurzarbeitergeldes bis Ende 2021 beschlossen. "Zufällig" findet dann auch die nächste Bundestagswahl statt. Aber Kurzarbeit ist nicht nur ein teures arbeitsmarktpolitisches Instrument, sondern verdeckt die tatsächliche Arbeitslosigkeit. Die Stunde des bösen Erwachens könnte spätestens nach den Wahlen kommen.