Schuldenaufnahme für Infrastruktur Trump fördert die Inflationserwartungen
Die Welt schaut derzeit gespannt in die USA, wo Donald Trump dabei ist, die Mannschaft für seine künftige Regierung zusammenzustellen. Die Finanzmärkte haben auf die überraschende Wahl - ganz anders als erwartet - mit Euphorie reagiert. Die Kurse schossen in die Höhe, der Dollar zeigt sich stark und wegen Inflationserwartungen (!) sind die Zinsen am langen Ende deutlich angezogen.
Durch Fakten ist dieser Höhenflug allerdings nicht begründet. Denn bisher ist wenig über das wirtschaftspolitische Programm des künftigen US-Präsidenten bekannt und mit Taten konnte er naturgemäß bisher nicht aufwarten. Die Erwartungen der Finanzmärkte stützen sich daher ausschließlich auf Trumps Äußerungen im zurückliegenden US-Päsidentschaftswahlkampf. Die sind allerdings alles andere als stringent und lassen nicht zwangsläufig ein (schlüssiges) Konzept vermuten. Wie bei anderen umstrittenen Äußerungen wird sich zeigen müssen, was am Ende der Versprechen übrig bleibt.
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Schuldenfinanziertes Infrastruktur-Programm?
Soweit das erkennbar ist, möchte Trump die US-Wirtschaft mit einem gigantischen Infrastruktur-Programm ankurbeln. Damit sollen neue Verkehrswege entstehen, marode Schulen saniert und moderne Versorgungseinrichtungen geschaffen werden. Finanziert werden soll das vermutlich in erster Linie durch höhere Schuldenaufnahme. Denn in gleichem Atemzug hat Trump auch Steuererleichterungen in Aussicht gestellt, ist dabei allerdings bisher sehr vage geblieben. Mehr staatliche Investitionen - weniger Steuern. Das funktioniert nur mit mehr Schulden, so die Schlussfolgerung.
Da die USA bereits heute fast über Vollbeschäftigung verfügen, würde es bei einer Umsetzung des Infrastruktur-Programms vermutlich zu Engpässen am Arbeitsmarkt kommen. Auf jeden Fall entstünde ein Lohndruck nach oben. Steigende Löhne gehen erfahrungsgemäß aber auch mit steigenden Preisen einher. Daraus speisen sich die aktuellen Inflafionserwartungen (!). Vermutlich würde es nicht sofort zu einem deutlichen Preisanstieg kommen, aber 2018 könnten die Auswirkungen schon spürbar sein.
Die Finanzmärkte haben auf die überraschende Wahl - ganz anders als erwartet - mit Euphorie reagiert."
Einstweilen ist alles pure Spekulation
Ob dieses "Wirtschaftsprogramm" überhaupt nachhaltig wäre, darf bezweifelt werden. Eigentlich hatte man sich in der westlichen Welt von dem Ansatz schuldenfinanzierter staatlicher Ausgabenprogramme weitgehend verabschiedet. Denn es hatte sich gezeigt, dass diese zwar kurzfristig die Konjunktur ankurbeln können, langfristig der Schuldenberg aber zur Last wird und die staatlichen Handlungsspielräume eingeschränkt werden. Innovativ ist der Antritt von Trump jedenfalls nicht.
Wie es tatsächlich kommt, wird sich erst zeigen, wenn der neue US-Präsident sein Amt angetreten hat. Alles andere ist einstweilen pure Spekulation. Das gilt auch für die Inflafionserwartungen (!). Im ersten Halbjahr 2017 dürfte mehr Klarheit herrschen. Und viel spricht dafür, bis dahin erst einmal abzuwarten und nicht auf Gedankenblasen zu setzen. Wenn Donald Trump bisher eines bewiesen hat, dann das, dass er für Überraschungen gut und schwer zu kalkulieren ist.