Scheinbar gibt es keine Grenzen des Wachstums

Was ist wirklich vernünftig? Wachstum um jeden Preis

Der Wachstumsglaube gehört zu den marktwirtschaftlichen Grundprinzipien. Nur wenn die wirtschaftliche Leistung stetig zunimmt, scheint auf Dauer Wohlstand für alle garantiert. Dort wo das Wachstum schwächelt, drohen dagegen Krisen und soziale Verwerfungen.

In diesen Tagen wird die Wachstumszuversicht auf eine harte Probe gestellt. War noch vor wenigen Wochen der Ausblick auf die Weltwirtschaft durchaus optimistisch, haben die immer schlechteren Nachrichten aus China die Stimmung mittlerweile stark eingetrübt. Das überrascht nicht, war die Wirtschaft im Reich der Mitte doch in den letzten Jahren so etwas wie eine Wachstumslokomotive - auch für die Weltwirtschaft. Zweistellige Zunahmen des BIP pro Jahr bildeten dabei keine Seltenheit, da erscheint die sich jetzt abzeichnende Abschwächung auf unter sieben Prozent schon fast als Rezession.

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Die Grenzen des Wachstums 

Andere Volkswirtschaften - insbesondere in den entwickelten Industrieländern - können davon nur träumen. Hier gelten Wachstumsraten von zwei bis drei Prozent bereits als Zeichen von Hochkonjunktur. Darin wird vor allem eines deutlich: Wachstum ist ein relativer Begriff und es kommt ganz wesentlich darauf an, von welchem Niveau aus die Zunahme stattfindet. Absolut betrachtet kann ein Drei-Prozent-Wachstum genauso viel "Mehr" bedeuten wie eine Zehn-Prozent-Zunahme, wenn die Ausgangsbasis entsprechend unterschiedlich ist. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg schien die Wachstumszuversicht im Westen zunächst fast unbegrenzt. Der Nachholbedarf nach den Kriegsjahren und die sich dynamisch entwickelnden Konsumgesellschaften sorgten für einen lange dauernden Wachstumsschub. Erst in den 1960er Jahren schwächte sich diese Dynamik ab, die Ölkrise Anfang der 1970er Jahre brachte die erste richtige Rezession. Es ist kein Zufall, dass damals der Club of Rome seine berühmte Studie von den "Grenzen des Wachstums" vorlegte, die noch in diesem Jahrhundert ein Wachstumsende prognostizierte, falls die Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung und der Umweltverschmutzung unvermindert anhalten sollte. 

Es geht nicht länger nur um rein quantitatives, sondern auch um qualitatives Wachstum."

Nicht nur Quantität, sondern Qualität 

Unter Wirtschaftswissenschaftlern ist allerdings wenig umstritten, dass der Marktwirtschaft, bedingt durch den Wettbewerb, ein gewisser Mechanismus zum Wachstum anhaftet. Es ist vor allem der technische Fortschritt, der hier als Triebfeder wirkt. Er ermöglicht auch bei gleichem Arbeits-, Ressourcen- und Kapitaleinsatz im Zeitablauf mehr wirtschaftliche Leistung und ist ein Grund dafür, warum das Club of Rome-Szenario nicht zwangsläufig zutreffen muss. Ebenso wird der Wert des Wachstums als ausgleichender Faktor bei sozialen Verteilungskämpfen anerkannt. 

Mittlerweile ist man aber dabei, den Wachstumsbegriff zu modifizieren. Es geht nicht länger nur um rein quantitatives, sondern auch um qualitatives Wachstum, das sich in mehr nachhaltigem Verbrauch, Ressourcenschonung und -effizienz zeigt. Diese Art von Wachstum macht durchaus Sinn und ist keine Zunahme um jeden Preis.

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