Einfach erklärt Warum uns Risikostreuung so schwer fällt
Lege nie alle Eier in einen Korb. Den Rat hat wohl schon jeder mal gehört, der sich mit Geldanlage beschäftigt hat. Doch warum fällt es so schwer, diesen einfachen Ratschlag zu beherzigen. Immer wieder gibt es Anleger, die auf bestimmte Anlagen schwören, und den Ratschlag sträflich vernachlässigen. Geht es Ihnen auch so?
Es gibt Menschen, die horten Gold, andere schwören auf Immobilien und wieder andere setzen auf Technologie-Aktien. Allen gemeinsam ist, dass sie die Risikostreuung sträflich vernachlässigen. Und so liest man in jeder Krise Überschriften wie diese: „Rentner verlor gesamtes Vermögen mit Lehman-Zertifikaten“, „Ostimmobilien waren sein Ruin“. Wer zu einseitig anlegt, ist anfällig für Krisen.
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Lieblingsstücke
Präferenzen haben wir nicht nur beim Geldanlegen, sondern in vielen Lebenssituationen. Jeder hat Lieblings-Orte, Lieblings-Musik oder ein Leibgericht. 80 % aller Dinge, die wir täglich tun, vom Aufstehen, Waschen, Smartphone checken über den Arbeitsweg oder die Art wie wir Gehen, wird von Gewohnheiten bestimmt. Gewohnheiten helfen, Energie zu sparen, indem wir nicht mehr darüber nachdenken müssen. Und genau da liegt die Gefahr beim Geldanlegen. Wissenschaftler haben erforscht, dass wir Gewohnheiten selbst dann folgen, wenn sie uns schaden.
Home Bias
Verhaltensforscher haben festgestellt, dass überall auf der Welt Anleger dazu neigen, Anlagen ihrer Heimat zu bevorzugen. Aktien aus dem Heimatland, Aktien aus der Branche, in der wir arbeiten, oder von Unternehmen, dessen Produkte wir nutzen. Kurzum, wir bevorzugen Anlagen – wo wir uns zu Hause fühlen oder uns vermeidlich gut auskennen. Doch entspricht unser Gefühl der Realität? Kann der Ingenieur bei BASF, der Aktien seines Arbeitgebers kauft, wirklich die Chancen und Risiken dieses globalen Konzerns überschauen? Kann er die Bilanz lesen und die rechtlichen Risiken im Ausland einschätzen? Oder wäre er nicht klug beraten, sein Geld breiter zu streuen? Ein Blick zum Konkurrenten Bayer zeigt, wie schnell ein Unternehmen an Wert verlieren kann.
Wir folgen Gewohnheiten selbst dann, wenn sie uns schaden."
Perfektionismus
Das Beste ist gerade gut genug. Warum dem Besten etwas Zweitbestes hinzufügen, das senkt die Chancen? So denken Perfektionisten. Doch wer die Chancen optimiert, der erhöht die Risiken. Denn Risiko bedeutet bekanntlich, dass etwas anders kommt, als erwartet. Tritt dieser Fall ein, trifft er den Anleger umso härter, je weniger er diversifiziert. Kluge Anleger bedenken beide Seiten: Chancen und Risiken.
Verstärkt wird dieser Effekt durch einen falschen Fokus auf Finanzprodukte. Es geht nicht darum, das beste Finanzprodukt zu finden, sondern ein ausgewogenes Portfolio, das zum Anleger, seiner Situation und seinen Zielen passt. Gerade bei langfristigen Anlagezielen wie der Altersvorsorge ist es wichtiger, eine robuste Strategie zu verfolgen, die auch Krisen übersteht, als das perfekte Produkt zu finden. Alles Perfekte ist fragil.
Autor: Lothar Schmidt, ls-finanzcoaching.de