Zeit und Geld

Zusammenspiel von Risiko und Ertrag Wenig Risiko, viel Rendite?

Es ist fast wie ein Naturgesetz, dass bei Geldanlagen höhere Renditen nur zu erzielen sind, wenn auch ein größeres Risiko eingegangen wird. Auf diesem Zusammenhang fußt die gesamte moderne Finanztheorie. Doch stimmt das tatsächlich?

1969 beobachtete der amerikanische Finanzmarktforscher Robert Haugen die Wertentwicklung amerikanischer Aktien im Verhältnis zum Risiko. Er stellte dabei erstaunlicherweise fest, dass die Gewinne der Aktien umso höher ausfielen, je niedriger das Risiko war. Folgt man der Theorie, darf so etwas eigentlich gar nicht vorkommen. Wenn riskantere Papiere auch noch weniger Rendite abwerfen, werden sie seltener gekauft, die Kurse fallen. Umgekehrt sieht es bei weniger riskanten Papieren aus. Ihre Kurse steigen und der Marktmechanismus sorgt so für risikokonforme Renditen. Wie lässt sich das Phänomen trotzdem erklären?

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Die Rolle des Faktors Zeit

Zunächst einmal: selbstverständlich handelt es sich beim Zusammenhang von Rendite und Risiko nicht um ein Naturgesetz. Wie generell in den Wirtschaftswissenschaften beruht die Gesetzmäßigkeit auf beobachtetem Verhalten, das mit mathematisch-statistischen Verfahren gemessen wird. Wo mit der Statistik operiert wird, geht es um Durchschnitte, Wahrscheinlichkeiten und Schwankungsbreiten. Abweichungen vom "Normalfall" sind dabei per se möglich. 

Das Zusammenspiel von Rendite und Risiko konnte dabei für längere Zeiträume bisher durchweg bestätigt werden. Die Theorie ist also offensichtlich nicht falsch. Der scheinbare Widerspruch im Rahmen von Haugens Untersuchung lässt sich über den Faktor "Zeit" auflösen. In seiner Arbeit wurde nur ein relativ kurzer Zeitraum betrachtet. Es gibt neuere Untersuchungen, die ebenfalls immer wieder Phasen feststellen, in denen sich das gewohnte Verhältnis von Rendite und Risiko umkehrt. Manchmal handelt es sich um Tage, aber auch um Wochen oder Monate - jedenfalls um ein vorübergehendes Phänomen. 

Es bleibt die Erkenntnis, dass das Zusammenspiel von Rendite und Risiko zwar grundsätzlich stimmt, aber nicht immer gilt."

Das Phänomen schwankender Risiken 

Dass solche Anomalien auftreten, hängt damit zusammen, dass das Risiko nicht stabil ist, sondern sich im Zeitablauf ändert. Das gilt nicht nur bezogen auf einzelne Wertpapiere, sondern auch auf ganze Märkte. Es gibt Zeiten mit erhöhter Kursvolatilität und solche mit relativ geringen Kursschwankungen. Gerade bei relativer Kursstabilität sind überdurchschnittliche Renditen bei niedrigem Risiko drin. Umgekehrt sieht es in Phasen mit großen Kursschwankungen aus.

Darauf könnte man sogar Investmentstrategien aufbauen: Aktien oder andere Papiere würden dann gezielt in Zeiten mit niedrigem Risiko und hohem Gewinn gekauft und bei festzustellendem starkem Risikoanstieg wieder verkauft. Das setzt allerdings permanente Marktbeobachtung und Risikomessung voraus - selbst für Profis eine Herausforderung. Daher findet man kaum Fonds, die einen solchen Ansatz fahren. Bleibt nur die Erkenntnis, dass das Zusammenspiel von Rendite und Risiko zwar grundsätzlich stimmt, aber nicht immer gilt.

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