Die globale Ökonomie wird sich verändern

Zeitenwende Wirkung des Krieges auf die Weltwirtschaft

Als Zeitenwende hat der Bundeskanzler den Angriff Russlands auf die Ukraine bezeichnet und damit eine grundlegende Kurskorrektur in der deutschen Politik angekündigt. Eine Zeitenwende stellt der Krieg in Europa auch in weltwirtschaftlicher Hinsicht dar. Er wird die globale Ökonomie über den Tag hinaus verändern.

Davon ist jedenfalls die Unternehmensberatung McKinsey überzeugt. In ihrer Untersuchung "War in Ukraine: Twelve disruptions changing the world" werden 12 durchschlagende Entwicklungen genannt, die nicht nur verändernd, sondern in Teilen sogar zerstörerisch wirken können. Auf einige wollen wir in diesem Beitrag eingehen.


1. Deglobalisierung: ein Trend zur Deglobalisierung war schon vor Kriegsausbruch festzustellen - Stichworte: stockende oder auf Eis gelegte Freihandelsabkommen, der Handelskonflikt USA - China. Mit den Sanktionen gegen Russland und dem Rückzug wichtiger Unternehmen aus Putins Reich wird ein bedeutender globaler Wirtschaftsakteur vom Welthandel abgeschnitten - das verstärkt die Deglobalisierung.

2. (Rohstoff-)Preise: viele Rohstoff-Preise hatten bereits im Zuge der Pandemie-Überwindung deutlich angezogen. Der Krieg hat geradezu einen Preisschock bewirkt. Betroffen sind vor allem Energie-Rohstoffe, aber auch andere Rohstoffe, bei denen Russland bisher wichtiger Lieferant war. Die steigenden Rohstoff-Preise sind ein massiver Inflationstreiber.

3. Energiefrage: die Abhängigkeit westlicher Länder - voran Deutschland - von russischem Öl und Gas hat sich als verhängnisvoller Fehler erwiesen. Die Politik sucht unter hohem Handlungsdruck nach Alternativen. Die Möglichkeit eines russischen Öl- oder Gas-Stopps hängt aber weiter als Damoklesschwert über einigen Volkswirtschaften.

4. Lieferketten: bereits in der Pandemie haben sich Lieferketten als störanfällig erwiesen. Das erneute Corona-Aufflackern in China hat die Normalisierung nochmals verzögert. Nach Pandemie- und Kriegserfahrung werden Unternehmen geneigt sein, Supply Chain-Abhängigkeiten wieder zu reduzieren.

Eine Zeitenwende stellt der Krieg in Europa auch in weltwirtschaftlicher Hinsicht dar."

5. Nahrungsmittelknappheit: die Ukraine stand bisher für ein Drittel der weltweiten Exporte an Weizen und Gerste. Hauptabnehmer: Länder in Zentralasien, im Mittleren Osten und Nordafrika. Außerdem sind Russland und Ukraine bedeutende Lieferanten für Düngemittel-Ausgangsstoffe. Kriegsbedingte Export-Unterbrechungen verstärken das Risiko von Hungerkatastrophen.

6. unmittelbare Kriegsfolgen: der Krieg hat zur größten humanitären Krise seit den 1960er Jahren geführt - 5,6 Mio. Menschen sind aus der Ukraine geflohen, 8,8 Mio. im Land auf der Flucht. Die westlichen Staaten leisten in großem Umfang Militärhilfe und investieren noch wesentlich größere Summen in die eigene Verteidigung - eine nachhaltige Belastung der Staatsfinanzen.

 

 

Autor: Reiner Braun, Braun Finanzberatung GmbH & Co. KG Bamberg, www.braun-finanzberatung.de

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