Inflationsängste stärken gerne Befürchtungen einer restriktiveren Geldpolitik

Blick auf die Zinsen Die Inflationserwartungen steigen

Lange war Inflation kein Thema mehr in der wirtschaftspolitischen Diskussion - eher das Gegenteil: drohende Deflation. Doch seit in den westlichen Industriestaaten gewaltige Summen zur Bekämpfung der Corona-Folgen in die Wirtschaft gepumpt werden, steigt die Angst vor Inflation wieder.

Expansive Geldpolitik sowie schuldenfinanzierte Hilfs- und Konjunkturprogramme sind normalerweise Nährboden für Preissteigerungen, insbesondere wenn die Wirtschaft läuft und die Kapazitäten ausgelastet sind. Soweit sind wir aber noch nicht. Es ist mehr die Inflationserwartung die zunimmt als die tatsächliche Inflation.

Zehnjährige US-Anleiherenditen mehr als verdreifacht

Am deutlichsten zeigt sich das in den USA, wo die langfristigen US-Anleiherenditen sich seit einigen Monaten deutlich nach oben bewegen. Bei zehnjährigen Papieren liegt die Rendite aktuell um die 1,7 Prozent. Mitte letzten Jahres waren es noch gut 0,5 Prozent gewesen. Da die Fed in den letzten neun Monaten ihren lockeren Geldkurs weiter verfolgt hat und die Leitzinsen unverändert niedrig ließ, liegt die Vermutung eines durch Inflationserwartung induzierten Renditeanstiegs nahe.

Die sogenannte Kernrate beim US-Verbraucherpreisindex hat im März tatsächlich etwas angezogen - von 0,1 Prozent auf 0,3 Prozent. Aufs Jahr gesehen würde das 2,6 Prozent Inflation bedeuten. Allerdings liegt dieser Kernraten-Wert innerhalb der Schwankungsbreite der letzten fünf Jahre. Lediglich das Corona-Jahr 2020 zeigte einige bemerkenswerte Ausschläge darüber hinaus. Von einer anziehenden Inflation in den Vereinigten Staaten zu sprechen, wäre daher verfrüht, wenn nicht verfehlt.

Expansive Geldpolitik sowie schuldenfinanzierte Hilfs- und Konjunkturprogramme sind normalerweise Nährboden für Preissteigerungen."

Keine Signale für eine restriktivere Geldpolitik

Inflationsängste stärken gerne Befürchtungen einer restriktiveren Geldpolitik, die erfahrungsgemäß schlecht für die Aktienkurse ist. Doch ein entsprechender Kursschwenk der Fed ist einstweilen wohl kaum zu erwarten. Notenbank-Chef Jerome Powell sendet bisher andere Signale. Mit der "weicheren" Neudefinition des Inflationsziels hat die Fed sich im vergangenen Jahr ohnehin mehr Spielraum verschafft, selbst bei höheren Inflationsraten beim lockeren Kurs zu bleiben. Und neben dem Ziel der Geldwertstabilität ist die US-Notenbank auch weiterhin ihrem Beschäftigungsziel verpflichtet.

Bis der US-Arbeitsmarkt wieder Vor-Corona-Niveau erreicht, dürfte es noch dauern. Nicht ausgeschlossen, dass die Fed sogar bei weiter steigenden Renditen aktiv gegensteuern würde, um die wirtschaftliche Erholung nicht zu gefährden. Eine gute Perspektive nicht nur für US-Aktionäre. Denn was sich jenseits des Atlantiks tut, wirkt sich auch bei uns aus.

 

 

Autor: Reiner Braun, Braun Finanzberatung GmbH & Co. KG Bamberg, www.braun-finanzberatung.de

Kontakt zu mir

Hallo!
Schön, dass Sie mich kennenlernen möchten.