Ein Fondsdesaster wie in der Finanzkrise soll sich nicht wiederholen

EZB Immobilienfonds haben systemische Risiken

Europäische Immobilienfonds waren in Niedrigzinszeiten als vergleichsweise rentables Investment gefragt. Ihr Nettoinventarwert erreichte 2022 über eine Billion Euro. Jetzt warnt die EZB in einem Bericht vor systemischen Risiken und fördert damit nicht gerade das Vertrauen in diese Form der Immobilienanlage.

In den vergangenen Jahren hatten die Fonds von den boomenden Immobilienmärkten profitiert und waren angesichts von Null- und Negativzinsen bei herkömmlichen verzinslichen Anlagen attraktiv. Dies hat sich gründlich geändert, seit die Zinsen wieder steigen. Die Zinswende hat nicht nur den Preisauftrieb bei Immobilien gestoppt, Anleger interessieren sich auch wieder mehr für klassische verzinsliche Anlageprodukte und ziehen Mittel bei den Immobilienfonds ab.

Ein Fondsdesaster wie in der Finanzkrise soll sich nicht wiederholen

Genau das treibt die EZB um. Im Zuge der Finanzkrise 2007/2008 waren etliche Immobilienfonds in Schieflage gerade, weil auch damals die Anleger in großem Stil Geld abrufen wollten. Etliche Fonds konnten ihre Immobilien gar nicht so schnell "verflüssigen", Illiquidität war die logische Konsequenz. Auf Jahre hinaus war der Markt für Immobilienfonds danach verbrannt. Das änderte sich erst, als der Gesetzgeber reagierte und neue Vorschriften einführte, die eine weitere Krise dieser Art verhindern sollten. Seit 2013 gelten u.a. eine Mindesthaltedauer von 24 Monaten und eine Kündigungsfrist von 12 Monaten bei Fondsanteilen. Die EZB hat Zweifel, ob das reicht.

Der Nettoinventarwert europäischer Immobilienfonds habe sich in der vergangenen Dekade mehr als verdreifacht, so die Zentralbanker. Dadurch sei es zu einer riskanten Verflechtung von Immobilien- und Finanzmärkten gekommen. Trete in einem Bereich eine Krise auf, schlage das auch auf den anderen Bereich durch. Wie krisenanfällig der Finanzsektor ist, haben die jüngsten Turbulenzen um die Silicon Valley Bank und die Credit Suisse gezeigt.

Anleger interessieren sich auch wieder mehr für klassische verzinsliche Anlageprodukte und ziehen Mittel bei den Immobilienfonds ab."

Auch im Bereich der Immobilieninvestments gibt es ein "Menetekel". Ende letzten Jahres musste der Blackstone Real Estate Income Trust (BREIT) Rücknahmebeschränkungen einführen, weil er nicht alle Rückgabewünsche von Anlegern bedienen konnte. Der BREIT ist ein fondsähnliches Immobilieninvestment-Konstrukt mit rund 125 Mrd. Dollar Volumen und damit ein echtes Schwergewicht.

Strengere Maßnahmen gefordert

Die EZB fordert jetzt strengere gesetzliche Maßnahmen für Immobilienfonds, um systemische Risiken einzugrenzen. Gedacht wird an Obergrenzen für Hebelfinanzierungen bei Immobilienkäufen, (noch) längere Kündigungsfristen und geringere Rücknahmefrequenzen.

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