Eine andere Sichtweise Konjunkturprogramm Flüchtlinge
Der anhaltende Zustrom der Flüchtlinge sorgt derzeit oft für Ängste, Unsicherheiten und Befürchtungen. Aus dem berühmten "Wir schaffen das" der Bundeskanzlerin ist vielfach die zweifelnde Frage "Schaffen wir das?" geworden.
Angesichts der aktuellen Herausforderungen und Schwierigkeiten wird manchmal übersehen, dass die Zuwanderung für uns nicht nur Belastung ist, sondern auch Chancen bietet - insbesondere in wirtschaftlicher Hinsicht. Tatsächlich ist Bevölkerungswachstum an und für sich ein Faktor, der für mehr wirtschaftliche Dynamik sorgt. Das leuchtet unmittelbar ein. Wo mehr Menschen leben und arbeiten, werden mehr Güter nachgefragt und produziert.
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Normalisierung der Alterspyramide
Da die Flüchtlinge überwiegend jung sind, werden sie ein Stück weit zur "Normalisierung" unserer umgekehrten Bevölkerungspyramide beitragen und der Überalterung der Gesellschaft entgegenwirken. Das kann auf lange Sicht nur positiv sein, zum Beispiel wenn man an die Funktionsfähigkeit der Sozialsysteme denkt. Die Wachstumsaussichten der deutschen Wirtschaft werden durch die Bevölkerungszunahme eher besser als schlechter werden. Wie das pro Kopf aussieht und das "Mehr" verteilt wird, ist allerdings eine andere Frage.
Mehr Staatsausgaben - ein keynesianisches Konjunkturprogramm
Kurzfristig sorgen die Flüchtlinge für so etwas wie ein keynesianisches Konjunkturprogramm. Der Staat muss Geld in die Hand nehmen und investieren, um die Neuankömmlinge zu versorgen, unterzubringen und zu integrieren. Das bedeutet einerseits eine Belastung der öffentlichen Haushalte und eine Gefährdung der berühmten "schwarzen Null". Gleichzeitig sorgt das aber für zusätzliche Nachfrageimpulse im Inland - was angesichts schwierigerer Exporte und der schwächelnden Weltkonjunktur kein Nachteil ist. Bei einer unterstellten Kostenbelastung durch die Flüchtlinge von rund 10 Milliarden Euro im Jahr könnte der Wachstumseffekt bei 0,3 bis 0,5 Prozent des BIP liegen.
Da die Flüchtlinge überwiegend jung sind, werden sie ein Stück weit zur "Normalisierung" unserer umgekehrten Bevölkerungspyramide beitragen."
Herausforderung Integration
Wenn die Perspektiven also durchaus positiv sind, warum herrschen vielerorts Besorgnisse vor? Dies dürfte zum einen daran liegen, dass die Belastungen durch die Flüchtlinge zunächst greifbarer und konkreter zu beziffern sind. Sie machen sich vor allem auf kurze Sicht bemerkbar. Die positiven Effekte lassen sich dagegen nur schwer einschätzen und wirken sich eher mittel- bis langfristig aus. Außerdem hängt viel von einer erfolgreichen Integration der Flüchtlinge in Gesellschaft und Wirtschaft ab. Dies ist keine einfache Aufgabe, die einen langen Atem erfordert. Denn weder Sprachkenntnisse noch die nötigen Qualifikationen lassen sich von heute auf morgen vermitteln.
Mehr Offenheit und Flexibilität
Last but not least: über die unmittelbaren ökonomischen Effekte hinaus könnte die Herausforderung der Integration auch für mehr Offenheit und Veränderungsbereitschaft in unserem Land sorgen. Im Zeitalter der Globalisierung wäre das ein positiver Wert. Es gibt viele Perspektiven und Sichtweisen im Flüchtlings-Kontext.
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