Anlagestrategien, die auf Anstieg der Inflationsrate setzen Reflation trade
Kommt die Inflation zurück? An den internationalen Finanzmärkten verfestigten sich zuletzt die Erwartungen höherer Inflationsraten - nicht nur in den USA. Reflation Trades - Anlagestrategien, die auf höhere Inflation setzen - haben vor diesem Hintergrund Konjunktur. Doch Vorsicht scheint angebracht.
Die Aussicht auf höhere Inflation wurde in den letzten Monaten vor allem durch den Wahlsieg Donald Trumps in den USA, sein angekündigtes Infrastruktur- und Steuersenkungsprogramm sowie durch den wieder gestiegenen Ölpreis befeuert. Tatsächlich zogen die Preise in den Vereinigten Staaten im Februar um 2,7 Prozent an, noch im November 2016 hatte die Geldentwertung nur bei 1,7 Prozent gelegen. Auch in Deutschland war der Februar mit einem durchschnittlichen Preisanstieg von 2,2 Prozent der inflationsstärkste Monat seit Langem. In der übrigen Euro-Zone stiegen die Preise ebenfalls stärker.
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Mehr Inflation - höhere Zinsen?
Mit der Erwartung von mehr Inflation geht im Allgemeinen auch die Aussicht auf höhere Zinsen einher. Die amerikanische Notenbank Fed hat bereits eine vorsichtige Zinswende eingeleitet und weitere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt. Hierauf fokussieren sich Reflation Trades in erster Linie. Im Euro-Raum deutet kurzfristig allerdings wenig auf steigende Zinsen hin, doch würde sich die EZB auf Dauer einem aus den USA herüberschwappenden Zinsdruck nach oben nicht entziehen können. Manche Beobachter verweisen dabei auf die 2-Prozent-Inflationszielmarken von Fed und EZB bei geldpolitischen Maßnahmen. Danach wäre bei einem nachhaltigen Überschreiten des Inflationsziels die Zeit zum Handeln da. Wie "sklavisch" sich die Notenbanken an ihre eigenen Zielmarken halten, ist dabei eine andere Sache.
Der Trump-Faktor bei den Inflationserwartungen
Doch ob die Geldentwertung wirklich zurückkehrt, ist derzeit wieder fraglicher. Der Ölpreis hat seit Anfang März erneut deutlich nachgegeben. Und nach dem krachenden Scheitern von Trumps Gesundheitsreform sind die Zweifel stark gewachsen, dass es dem US-Präsidenten gelingt, sein vollmundig angekündigtes Infrastruktur- und Steuersenkungsprogramm schnell in die Tat umzusetzen. Selbst bei Vorhersagen, ob beides überhaupt je realisiert wird, wird man mittlerweile immer vorsichtiger. Beide Maßnahmen würden vermutlich inflationsfördernd wirken. Sollte die Präsidentschaft von Donald Trump jedoch vorzeitig an die Wand fahren, dürfte dies der derzeit recht dynamischen US-Konjunktur wohl einen empfindlichen Dämpfer versetzen - und vermutlich auch dem Preisauftrieb.
Der Ölpreis hat seit Anfang März deutlich nachgegeben."
Wohin die Reise geht
So könnte es gut sein, dass die höheren Inflationsraten der letzten Zeit nur ein vorübergehendes Phänomen sind und es sehr bald wieder zu einer "Beruhigung" kommt. Reflation Trades wäre damit die Grundlage erst einmal entzogen. Von einer Verstetigung des Inflationstrends kann jedenfalls einstweilen keine Rede sein. Die nächsten Monate werden zeigen, wohin die Reise geht.