Der wirklich unabhängige Berater? Vermögensverwalter mit künstlicher Intelligenz
Künstliche Intelligenz ist der Megatrend des 21. Jahrhunderts und wird von einigen Vermögensverwaltern bereits experimentell genutzt. Der folgende Beitrag beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, ob Roboter wirklich unabhängige Berater sein können.
Hendrik Leber ist Inhaber der in Frankfurt ansässigen Vermögensverwaltung Acatis. Er hat die künstliche Intelligenz für sich entdeckt und bereits mehrere Szenarien mit Maschinen in seinem Unternehmen durchgespielt. Er wollte dabei herausfinden, ob Roboter Aktienentwicklungen besser als Menschen vorhersagen können und ob sie in der Lage wären, eigenständig Portfolios zusammenzustellen. Um Ihnen eventuell aufkommende Angst zu nehmen, sei gesagt, dass Herr Leber derzeit noch keinen Euro des ihm anvertrauten Kundenvermögens von gut drei Milliarden allein vom Computer anlegen lässt.
Autorenbox (bitte nicht verändern)
Künstliche Intelligenz im Versuchsstadium
In der Tat arbeiten weltweit Banken an der Einbeziehung künstlicher Intelligenz in die Anlageberatung. Was Hendrik Leber von den Instituten positiv unterscheidet, ist der wissenschaftliche Ansatz. Der Frankfurter Vermögensverwalter experimentiert zusammen mit renommierten europäischen Forschern und wird von Neugier getrieben. Die von allen zu beantwortende Frage ist: Inwieweit lassen sich Roboter bei der Geldanlage sinnvoll einsetzen? Unter dem Projektnamen Quantenstein, sollen Maschinen im ersten Schritt außergewöhnliche Paradigmen an den Kapitalmärkten identifizieren.
Künstliche Intelligenz in der Zukunft
Leber hat jedoch ein weit über den ersten Schritt hinausgehendes Ziel. Computer sollen nicht nur die Börsenzusammenhänge erkennen, auf die ihre Besitzer hinweisen, sondern selbstständig Muster aufspüren, die dem menschlichen Gehirn verborgen bleiben. Es geht bei der von Hendrik Leber erforschten künstlichen Intelligenz also um sich selbst weiterentwickelnde Maschinen - aus der Sicht von Kritikern ein gefährliches Spiel mit dem Feuer.
Selbstständig agierende Computer sollen sich beispielsweise über menschliche Einteilungen bezüglich der Zuordnung von Aktien in Branchen hinwegsetzen und Anlegern somit neue Perspektiven eröffnen.
Braucht der Mensch dazu künstliche Intelligenz?
Kluge Zeitgenossen können bei Bedarf auch ohne Computer neue Zuordnungen festlegen, allerdings ist die zunehmend verbesserte Rechenleistung der Maschinen vom menschlichen Gehirn nicht zu schlagen. Der Mensch bräuchte für das Durchforsten endloser Firmendaten und deren Einteilung aufgrund gegebener Ähnlichkeiten in Gruppen einfach zu viel Zeit. Zudem erfordert jeder Computer, unabhängig seiner Rechenleistung, eine entsprechende Konfiguration. Und mit der durch Menschen bewirkten Ausrichtung geht dem Roboter seine in der Vermögensverwaltung unverzichtbare Unabhängigkeit verloren.
Künstliche Intelligenz ist der Megatrend des 21. Jahrhunderts."
Ein anderes, ebenso wichtiges Problem ist, dass auch künstliche Intelligenz keinen verlässlichen Blick in die Zukunft tätigen kann. Jeder darauf programmierte Computer analysiert, ebenso wie die menschliche Konkurrenz, Begebenheiten der Vergangenheit, um daraus auf die Zukunft zu schließen.
Kein Computer handelt bislang autark, sondern tut, was ihm seine Konfiguration vorschreibt. Vermögensverwalter Leber glaubt allerdings, dass Menschen die Maschinen nicht ewig kontrollieren können.