Trumps Handelspolitik verunsichert alle Wie lange geht das noch gut?
Es vergeht kaum ein Tag, an dem Donald Trump nicht mit neuen Strafzöllen und Handelssanktionen von sich reden macht. Zölle von 20 Prozent auf Auto-Importe aus Europa könnten die nächste Runde im Handelsstreit mit der EU einläuten.
Wenn Trump seine Drohung wahr macht, wäre die Auto-lastige deutsche Wirtschaft empfindlich getroffen. Im vergangenen Jahr wurden fast eine halbe Million Fahrzeuge aus deutscher Produktion Richtung USA exportiert. Schon jetzt sorgt die Unsicherheit im Zusammenhang mit Trumps Aktionen für eine Abschwächung unseres Wachstums. Das Ifo-Institut hat seine Wachstumsprognose für dieses Jahr von 2,6 Prozent auf 1,8 Prozent zurückgenommen.
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Chaos oder Strategie?
Lange hatte man Trumps protektionistische Phantasien nicht recht voll genommen. In den ersten Monaten seiner Präsidentschaft standen zunächst andere Themen auf der Agenda. Als der US-Präsident dann im Februar mit seinen Zoll-Drohungen Ernst machte, war das Erschrecken groß. Zunächst hatte er vor allem China im Visier, der EU wurde nochmal Aufschub gewährt. Die europäische Hoffnung, von Handelssanktionen verschont zu bleiben, hat sich jedoch als Illusion erwiesen. Im Gegenteil - gerade auf Deutschland mit seinem hohen Handelsbilanzüberschuss hat es Trump abgesehen.
Die Maßnahmen des US-Präsidenten wirken chaotisch und Augenblicks-Eingebungen geschuldet. Dafür sorgen schon das ständige Feuerwerk an neuen Ankündigungen und ein permanentes Hin und Her von Drohungen und dann wieder Signalen der Entspannung. Mancher Beobachter hat fast den Überblick verloren und bei Donald Trump scheint nur eines sicher zu sein - dass nichts sicher ist. Jeder Tag kann mit neuen Überraschungen aufwarten, selten sind sie positiv.
Teurere Importe durch höhere Zölle sind keineswegs nur ein Segen, sie treiben die Preise in den USA nach oben."
Langzeitfolgen mit weltweiter Wirkung
Bei allen Irrungen und Wirrungen macht Trumps Handelspolitik eines deutlich - sie setzt konsequent auf protektionistische Abschottung der US-Wirtschaft, wo vermeintlich unfaire Wettbewerbsnachteile vermutet werden. Dies mag den USA kurzfristig Vorteile verschaffen, ob das langfristig für das Land von Nutzen ist, darf bezweifelt werden. Abschottung stärkt nicht die Wettbewerbskraft, sondern schwächt sie. Und teurere Importe durch höhere Zölle sind keineswegs nur ein Segen, sie treiben die Preise in den USA nach oben.
Gleichzeitig beschleunigt Trump mit Steuersenkungen und seinem Infrastrukturprogramm die Staatsverschuldung der USA dramatisch - das könnte sich irgendwann bitter rächen. Unter den Folgen würden nicht nur die USA leiden, sondern die ganze Welt.
Autor: Lothar Schmidt, ls-finanzcoaching.de