BP-Desater für Umwelt (verseuchtes Wasser im Bild) und Aktionäre: Deep Water Horizon

Globalisierung fördert große Werte Blue Chips immer gut?

Blue Chips - die Aktien großer, international operierender Konzerne - gelten gemeinhin als solides und vergleichsweise risikoarmes Investment. Doch nicht immer ist schiere Größe von Vorteil. Auch solche "Klassiker" des Aktieninvestments sind nicht vor heftigen Kursausschlägen gefeit.

Dabei stellt sich die Frage, ob dieses Risiko systembedingt ist oder zu den normalen Börsenerscheinungen gehört. Besitzen also Blue Chips spezifische Risiken, die sie anfälliger als andere Werte machen? Tatsächlich muss man nicht lange suchen, um Blue Chips zu finden, die abweichend von der allgemeinen Marktentwicklung markante Kurseinbrüche verzeichnen mussten. 

Nicht vor Kurseinbrüchen geschützt

Eines der jüngsten Beispiele ist die VW-Aktie, die nach Meldungen über den Abgas-Skandal in den USA binnen weniger Tage vierzig Prozent an Wert verlor. Ähnlich reagierten die Aktien anderer Unternehmen nach spektakulären Negativ-Meldungen, zum Beispiel die BP-Aktie im Zusammenhang mit dem Untergang der Öl-Plattform Deepwater Horizon oder die Deutsche Bank-Aktie nach dem Bekanntwerden von diversen Manipulationen.

Manchmal sind es aber auch einfach schlechtere Geschäftsaussichten und ein schwierigeres Wettbewerbsumfeld, die belastend wirken - siehe beispielsweise Lufthansa. 

Besondere Vor- und Nachteile  

Große globale Konzerne, die üblicherweise hinter Blue Chips stehen, stehen in der Tat vor einer Reihe spezifischer Herausforderungen, denen kleinere Unternehmen nicht in diesem Maße ausgesetzt sind:

  • die Steuerung der riesigen Gebilde ist komplex, die "Unübersichtlichkeit" erleichtert Fehlentwicklungen in Teilbereichen; 
  • es fehlt oft an einer übergreifenden Unternehmenskultur. Nicht selten steht sie nur auf dem Papier, wird aber nicht gelebt;
  • Großkonzernen weht der Wind des globalen Wettbewerbs besonders rau um die Ohren. Niemand kann sich darauf verlassen, dass bewährte Geschäftsmodelle und Strategien auch in Zukunft funktionieren; 
  • der damit einhergehende Druck auf Management und Mitarbeiter wird oft noch durch Vergütungssysteme verstärkt, die kurzfristige Gewinnmaximierung und riskante Geschäfte zu Lasten einer nachhaltigen Erfolgserzielung belohnen.  

Doch es gibt auch eine Reihe von Vorteilen, die nicht zu unterschätzen sind: 

  • globale Konzerne sind in vielen Märkten und Geschäftsfeldern aktiv. Das führt zu einer Risikodiversifikation im Geschäftsportfolio, was grundsätzlich stabilisierend wirkt; 
  • durch ihre Größe verfügen viele Blue Chip-Unternehmen über eine enorme Vermögenssubstanz, die sie auch Krisen durchstehen lassen. Die Gefahr eines Total-Ausfalls ist daher gering; 
  • bei den Blue Chips gilt eine besonders hohe Publizität, das erleichtert Analysten eine "objektive" Bewertung und begünstigt eine realistische Kursbildung; 
  • Blue Chip-Werte sind sehr gut handelbar. Aufgrund der hohen Börsenkapitalisierungen kann es nicht zu Kursverwerfungen aufgrund mangelnder Liquidität kommen.  

Es gibt daher durchaus Argumente, auch weiterhin auf Blue Chips als solides Investment zu setzen. Mit einer guten Mischung kann dabei das Einzelrisiko nachhaltig reduziert werden.

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