Die Bank of England greift zur gleichen Rezeptur wie Mario Draghi's EZB

Die Folgen des Brexit werden immer deutlicher Die Bank of England kämpft

Gut sechs Wochen nach dem Brexit-Votum im Vereinigten Königreich zeigen sich die Folgen für die britische Wirtschaft immer deutlicher. Die Entscheidung für den EU-Austritt bedeutet wirtschaftlich zunächst einen Negativ-Schock, zumindest kurzfristig haben sich die Aussichten deutlich eingetrübt. Die Bank of England kämpft jetzt dagegen an.

Kürzlich senkte die Bank of England erstmals seit längerer Zeit den Leitzins von 0,5 Prozent auf nunmehr 0,25 Prozent. Gleichzeitig  entschied man sich für die Wiederaufnahme des 2013 auf Eis gelegten Anleihe-Aufkaufprogramms. Die Zentralbank kann jetzt britische Staatsanleihen bis zu einem Volumen von 60 Milliarden Pfund und Unternehmensanleihen in einem Umfang von 10 Milliarden Pfund kaufen. Um den Banken, die durch die Zinssenkung belastet werden, unter die Arme zu greifen, wurden bessere Refinanzierungsmöglichkeiten bei der Notenbank geschaffen - zu Konditionen nahe am Leitzins.

Lockere Geldpolitik - nur flankierende Wirkung

Die Bank of England greift damit de facto zur gleichen Rezeptur wie Mario Draghi's EZB auf dem Kontinent. Ob die lockere Geldpolitik in der Lage sein wird, den drohenden wirtschaftlichen Einbruch abzufedern, wird sich erst noch zeigen. Die bisherigen "Erfolge" der Geldschwemme im Euro-Raum sollten nicht allzu optimistisch stimmen. Die Grenzen sind wohl auch dem Chef der Zentralbank Mark Carney bewusst. In einem Brief an den britischen Finanzminister machte er deutlich, dass die Geldpolitik nur einen Teil der Anpassungen erleichtern könne, viele Veränderungen aber außerhalb ihres eigentlichen Einflussbereichs lägen. 

Tatsächlich hat die Bank of England ihre Erwartungen zur Wirtschaftsentwicklung deutlich nach unten korrigiert. Die Prognose für das Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr wurde von 2,3 Prozent auf nur noch 0,8 Prozent korrigiert. Die Arbeitslosigkeit, die zuletzt mit einer 4,9 Prozent-Quote recht niedrig war, soll 2017 auf 5,4 Prozent steigen, 2018 sogar auf 5,6 Prozent. Ob sich die Brexit-Befürworter der Wirkungen ihrer Entscheidung bewusst waren? 

Großbritannien steht im wahrsten Sinne des Wortes am Scheideweg."

Großbritannien am Scheideweg

Die Antwort auf diese Frage ist müßig. Denn die Weichen in Richtung EU-Austritt sind nun eindeutig gestellt. Das hat die neue britische Premierministerin Theresa May bei ihrem Amtsantritt unmissverständlich deutlich gemacht. Ihre Aufgabe wird es sein, den Abschied von der Europäischen Union in ein sicheres Fahrwasser zu lenken. Denn es ist vor allem die Unsicherheit darüber, wie es weitergeht, die die britische Wirtschaft derzeit lähmt. Je schneller Klarheit geschaffen wird, umso besser dürften die Aussichten sein, dass der Einbruch nur eine vorübergehende Delle ist und nicht der Weg in eine anhaltende Krise. Großbritannien steht im wahrsten Sinne des Worte am Scheideweg.

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