Die Weltwirtschaft boomt

Fragen an Goldman Sachs Wann kommt der Crash?

Mit dieser Frage sehen sich derzeit viele Investmentexperten konfrontiert. Christian Müller-Glissmann von Goldman Sachs gab in einem Zeit-Interview seine Meinung preis. Gleich vorweg: Einen genauen Zeitpunkt konnte auch er nicht benennen.

Die Börsen spiegeln es seit Jahren ebenso wider wie die Preise für Unternehmens- und Staatsanleihen: Die Weltwirtschaft boomt. Jedem Boom folgt jedoch eine Phase der Rezession, die in der Regel von einer steigenden Inflation eingeläutet wird. Es stellt sich also die Frage, wann sich Anleger darauf einrichten sollten.

Prognose für 2018: Geringe Inflation, begrenztes Renditepotenzial

Mit Christian Müller-Glissmann stellte ein Investmentexperte von Goldman Sachs die vorherrschende Prognose für das kommende Jahr vor. Demnach schätzt er wegen des lang anhaltenden Booms die Aktien- und Anleihepreise bereits als sehr hoch ein, was die Aussichten insbesondere für Neu-Einsteiger beeinträchtigt. Den Grund sieht Müller-Glissmann in einer seltenen Kombination von starkem Wachstum und niedriger Inflation, die naturgemäß nur zeitlich begrenzt auftreten kann. Steigt nämlich die Nachfrage, ziehen die Preise irgendwann nach und leiten über kurz oder lang das Ende eines Booms ein.

Ausschlaggebend sei einerseits die Geldpolitik, mit der die Zentralbanken die Schwankungen der Teuerungsraten abpuffern. Andererseits spielt die niedrige Arbeitslosenquote eine Rolle, was insbesondere den im Verhältnis zur wirtschaftlichen Entwicklung kaum gestiegenen Lohnkosten geschuldet ist. Insbesondere Unternehmen profitieren von den niedrigen Kosten, zumal es für Arbeitnehmer immer schwerer wird, ihre Forderungen durchzusetzen: Globalisierung und Digitalisierung verstärken den Wettbewerb um die Arbeit. Nicht zu unterschätzen sei demnach auch der Rohstoffmarkt; die stark gefallenen Preise haben die Inflation ebenfalls so weit gedrückt, dass teilweise deflationäre Gefahren drohten.

Globalisierung und Digitalisierung verstärken den Wettbewerb um die Arbeit."

Während Goldman Sachs für das kommende Jahr darauf setzt, dass diese Entwicklung anhält, existiert jedoch ein zweites Szenario: ein Inflations- oder Währungsschock bzw. eine Kombination daraus. Sollte die Inflation nämlich steigen, sähen sich die Zentralbanken zur Straffung ihrer Politik genötigt. 

Anleger würden sich aus den Märkten zurückziehen, Ungleichgewichte zum Vorschein bringen und so eine Rezession auslösen. Dann wären sowohl Aktien als auch Anleihen betroffen, nur ausreichend Cash im Portfolio könnte effektiv schützen. Allerdings sind solche Prognosen schwierig, da sich jeder Zyklus anders entwickelt und zahlreiche Faktoren, wie beispielsweise geopolitische Risiken, zu beachten sind. 

Die Inflationsraten im Blick zu behalten, kann jedoch auf keinen Fall schaden.

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