Zahlungsverkehrsanbieter Was macht DAX-Aufsteiger Wirecard AG?
Die Aufnahme in den deutschen Leitindex ist nur eine Etappe auf dem Weg des Finanzdienstleisters, allerdings verdrängt die Wirecard AG die Commerzbank - und das ist durchaus bemerkenswert.
Markus Braun, der Vorstandsvorsitzende der Wirecard AG, könnte sich zurücklehnen: Er brauchte nur eineinhalb Jahrzehnte, um aus einem vom New-Economy-Crash bedrohten Start-up einen global ausgerichteten Zahlungsverkehrsanbieter zu machen. Die Bewertung an der Börse: circa 24 Milliarden Euro.
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Wirecard als echte deutsche Erfolgsgeschichte
Neben Zalando darf sich Wirecard zu den erfolgreichsten Gründungen in den letzten Jahren zählen: Rund 1.000 Mitarbeiter zählt das Unternehmen mit seiner Zentrale im Münchner Vorort Aschheim heute - und doch ist für den 49-jährigen Braun das Ziel noch lange nicht erreicht. Er gibt sich nicht zufrieden, im Gegenteil, das Beste sieht er noch in der Zukunft liegen: Einkaufen ganz ohne Bargeld, alles digital. Die Wirecard-Funktion für Smartphones ersetzt schon heute die traditionellen Giro- und Kreditkarten, doch künftig sollen Apps, Fingerabdruck, Iris-Erkennung und Smartwatch den Zahlungsverkehr noch weiter revolutionieren.
Da gibt es natürlich die Smartphones, die das Bezahlen mit dem Fingerabdruck praktisch automatisch erledigen, aber auch das Fitnessarmband, das Verbraucher einfach vor das Lesegerät an der Registrierkasse halten können - weder Unterschrift noch PIN sind notwendig. In diesen Entwicklungen steckt eine Menge Arbeit, für Braun sind 16 Arbeitsstunden täglich normal und auch seine Mitarbeiter ziehen engagiert mit. Und doch war das Ziel von Beginn an klar: der Zahlungsverkehr über das Internet. Hier drängen sich geradezu die Parallelen zu Jeff Bezos auf; auch der Amazon-Gründer war schon früh davon überzeugt, dass das Internet eines Tages als Plattform für die unterschiedlichsten Einkäufe dienen könnte. Braun will jedoch von derartigen Vergleichen nichts wissen - ein Kompliment ist es doch.
Das Ziel war von Beginn an klar: der Zahlungsverkehr über das Internet."
Aufnahme in den DAX
Der heutige Erfolg, der mit der Aufnahme in den DAX seinen vorläufigen Höhepunkt markiert, kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Anfangsjahre alles andere als leicht waren. Zunächst wurde Wirecard bevorzugt von der Glücksspiel- und Pornoindustrie genutzt - und einen solchen Ruf muss eine junge Firma erst einmal wieder loswerden.
Auch als dann Fluglinien, Einzelhändler und Online-Reisebüros zum Kundenstamm zählten, konnte sich Wirecard nicht gleich aus der Schmuddelecke befreien. Vor allem die Zeit im Tec-DAX wird Braun im Kopf haben, als unseriöse Spekulanten gegen Wirecard wetteten.
Er ging in die Offensive, sprach jedoch nicht nur mit den Investoren, sondern nutzte die Gelegenheit dazu, selbst Wirecard-Aktien zu kaufen. Der DAX ist heute der Lohn.