Strukturwandel wird immer offensichtlicher Ergo verkauft Ergo Leben und Victoria Leben
Der Ergo-Versicherungskonzern ist einer der führenden Versicherer in Deutschland. Hinter dem Unternehmen steht Munich Re, der weltweit größte Rückversicherer. Wenn ein solches Schwergewicht sich von seiner traditionellen Lebensversicherungssparte trennt, sorgt das für Aufsehen.
Noch handelt es sich mehr um Gerüchte, dass Ergo seine beiden Töchter Ergo Leben und Victoria Leben verkaufen - sprich abstoßen - will. Nach Informationen der gewöhnlich gut unterrichteten Süddeutschen Zeitung wird aber nach einem Käufer für beide Unternehmen gesucht. Das würde den bereits begonnenen Strukturwandel im schwierigen Markt der Lebensversicherungen wohl erst richtig in Schwung bringen.
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Zwei bekannte Marken endgültig tot?
Neugeschäft macht die Ergo mit beiden Töchtern ohnehin nicht mehr. Die Victoria Leben wurde bereits 2010 stillgelegt, bei der Ergo Leben war das im vergangenen Jahr der Fall. Seither werden nur noch bestehende Verträge weitergeführt und abgewickelt. Wegen der langen Laufzeiten von Lebensversicherungen kann das allerdings Jahrzehnte dauern. Diese Altlast will die Ergo offenbar schneller vollständig loswerden - daher die Verkaufsabsicht. Die hohen Zinszusagen aus der Vergangenheit belasten und binden Kapital. Der Verkauf an einen professionellen Abwickler soll neue Spielräume schaffen.
Dabei handelt es sich weder bei der Victoria Leben noch bei der Ergo Leben um "No Names". In den 1990er Jahren galt die Victoria als "Edelmarke" bei Lebensversicherungen. Fehlspekulationen mit Aktien um die Jahrtausendwende brachten dann den guten Namen in Verruf. Die Victoria hat sich von diesem Schlag nicht mehr erholt. Die Ergo Leben ist den meisten Deutschen besser unter ihrem früheren Namen Hamburg-Mannheimer bekannt. "Herr Kaiser" von der Hamburg-Mannheimer war jahrzehntelang die prägende Werbefigur für Lebensversicherungen. Erst mit der Umbenennung 2009 musste er seinen Hut an den Nagel hängen. Jetzt steht die Nachfolge-Marke vor dem Aus.
Abwicklung von Lebensversicherungen als Geschäftsmodell
Ganz erledigt ist das Lebensversicherungsgeschäft der Ergo damit nicht. Der Versicherer wird künftig aber nur noch Lebensversicherungen ohne Zinsgarantie anbieten.
Herr Kaiser von der Hamburg-Mannheimer war jahrzehntelang die prägende Werbefigur für Lebensversicherungen."
Dafür ist eine eigene Tochter zuständig. Damit wird der anhaltenden Niedrigzinssituation Rechnung getragen, die es kaum noch möglich macht, die notwendigen Erträge zu erwirtschaften, um Zinszusagen ausreichend zu bedienen.
Die Abwicklung von Lebensversicherungen ist inzwischen zu einem eigenen Geschäft geworden. In Deutschland sind mit Frankfurter Leben, Viridium und Athene gleich drei sogenannte Run-off-Spezialisten am Werk. Hinter allen drei Unternehmen stehen ausländische Investoren. Außerhalb Deutschlands gibt es noch wesentlich mehr Abwickler. Sie versprechen ihren Kunden als Outsourcing-Partner Kostenersparnisse durch effizientere Prozesse und Synergie-Effekte. Bei den Versicherten ist der Ruf nicht immer der beste. Britische Abwickler ernteten zum Beispiel heftige Kritik wegen schlechter Kundenbehandlung und teurer Gebühren.