Italien, das Sorgenkind der Euro-Zone

Sparer schauen in die Röhre Italien verhindert Zinsanstieg

Zum Jahreswechsel rechnete man an den Märkten allgemein mit einem baldigen Zinsanstieg. Zinserhöhungen der Fed, der Wirtschaftsaufschwung im Euro-Raum und das absehbare Ende der EZB-Anleihekäufe schienen auf die von Sparern lange ersehnte Zinswende hinzudeuten. Im Februar erreichte die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen ihren höchsten Stand seit 2015. Und der Euro überraschte mit einer lange nicht gekannten Stärke.

Heute - nur wenige Monate später - ist die Zuversicht verflogen. Der Anfang vom Ende des Optimismus markierte die italienische Parlamentswahl am 4. März. Die unklaren Mehrheitsverhältnisse und die quälenden Bemühungen zur Regierungsbildung danach wurden zunächst nicht so stark registriert. Stattdessen standen der Handelsstreit mit den USA und die Trump'schen Strafzölle mehr im Fokus.

Italienische Schreckensszenarien 

Das hat sich spätestens geändert, seit sich in Italien eine Koalition aus Links- und Rechtspopulisten mit einem strikt europakritischen Kurs und einer neuen Schuldenpolitik abzeichnete. Die durch Intervention des Staatspräsidenten zuerst geplatzte Regierungsbildung sorgte für zusätzliche Befürchtungen. Inzwischen ist das ungewöhnliche Links-Rechts-Bündnis - mit leicht verändertem Personal-Tableau - doch in Amt und Würden. 

Dabei hätte es der politischen Turbulenzen nicht bedurft, um Italien zu einem Sorgenkind der Euro-Zone werden zu lassen. Das ist das Land schon länger. Eine gigantische Staatsverschuldung (fast 2,3 Billionen Euro), hunderte Milliarden an faulen Banken-Krediten, Reformstau und ein mäßiges Wirtschaftswachstum belasten Italien. Durch die aktuellen innenpolitischen Ereignisse und den angekündigten Politikwechsel ist das erst wieder stärker ins Bewusstsein gerückt. Schreckensszenarien von einem möglichen italienischen Staatsbankrott, dem Austritt aus dem Euro oder gar aus der EU machen die Runde. 

Auch bei Bundesanleihen machte sich der "Italien-Effekt" bemerkbar. Ihre Rendite hat sich binnen weniger Wochen fast halbiert."

Flucht in deutsche Anleihen 

Den Euro hat das geradezu abstürzen lassen. Notierte er Ende Januar noch bei 1,25 Dollar/Euro, ist der Kurs inzwischen unter 1,17 Dollar/Euro gefallen. Auch bei Bundesanleihen machte sich der "Italien-Effekt" bemerkbar. Ihre Rendite hat sich binnen weniger Wochen fast halbiert, was sich durch die Anleger-Flucht in sichere deutsche Staatspapiere erklären lässt. 

Dementsprechend verloren italienische Staatspapiere deutlich an Wert - ein Vertrauensentzug. Steigende Zinsen im Euro-Raum scheinen damit erst einmal wieder in die Ferne gerückt. Die EZB wird angesichts der Italien-Risiken Zinserhöhungen noch zurückhaltender angehen als ohnehin schon. 

Und der "Run" auf deutsche Anleihen dürfte vorerst anhalten - keine schönen Aussichten für Sparer.

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